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Folge 03/2003, Bremen, den 12.01.2003 (Nr. 82)
        
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Ich behaupte nicht, dass ich die Wahrheit erkannt hätte oder dicht an sie herangekommen wäre. Mitnichten! Aber ich habe mich ihr gerade so weit genähert, dass ich sie bequem betrachten kann.
Ich betrachte, erkenne und bin schmerzerfüllt.

Wenedikt Jerofejew: Die Reise nach Petuschki

Durch das Internet zu streifen und im Internet Orte zu schaffen, die aufzusuchen sich lohnt, sind Tätigkeiten, die sich beeinflussen: Ich streife oft durch die Stadt auf der Suche nach Beute für die website. Ich kann inzwischen durch 'mein Bremen' in kleinmexiko.de streifen. Aber auch der riesige Dschungel des Internets lockt. Das Streifen ist eine Lust. Es schafft Heimat. Streifen ist eine Form des Sich-Vertraut-Machens, gleichzeitig aber auch des Auf-Distanz-Bleibens, eine Form der Oberflächlichkeit und des schnellen Beute-Machens. Es bietet die Möglichkeit des Verweilens, auch in Kontemplation.
 
Ich liebe es nicht, zu bedrängen und bedrängt zu werden. Ich möchte nicht beteiligt sein und werden. Ich möchte meinen Blick in Ruhe schärfen. Ich möchte nicht belehren, sondern Anregungen geben, persönliche Perspektiven zu suchen. Ich möchte Leerraum lassen, weil zwischen den Punkten, die ich beim Surfen oder beim Streifzug ansteuere, ist auch leerer Raum ist. Das All vollgepackt mit Materie, wie schrecklich! Das All des Täglichen im All-Täglichen vollgestopft mit zusammenhängenden Erklärungen, wie langweilig! Ich finde Leere anheimelnd, weil es ohne Leere keine Heimatplaneten gäbe. Erst der leere Zwischenraum ermöglicht den Blick auf etwas.
 
Aber im kleinmexiko.de- 'Universum' gibt es auch Zusammenhängendes, etwa die Serien wie, 'Reste', 'Ohne Nachrichten', 'Schneisen' oder 'Plätze' . Denn es gibt überall Strukturen, die in verschiedener Form wiederkehren und die jeweils zu vergleichen sich lohnt.
 


Das Streifen ist eine Last. Auf der Suche nach neuen Perspektiven glaube ich zu erkennen, dass der Mensch an bestimmten Orten gelenkt werden soll, Dinge zu tun oder zu lassen - sei es durch Musikberieselung im Verbrauchermarkt, sei es durch die Videokamera vor dem Bahnhof. Das Bewußtsein des Beobachtet-Werdens beeinflußt nicht nur das kriminelle Handeln. Wenn ich Orte - auch inoffiziell - 'wieder besuche', stelle ich gelegentlich fest, dass ich sie kaum noch wiedererkenne oder dass bestimmte Plätze gar nicht mehr existieren, weil sie überbaut sind oder nicht mehr ohne weiteres zugänglich sind. Frühere Perspektiven - und das ist durchaus im Doppelsinne gemeint - sind für BesucherInnen nicht mehr vorhanden: Räume werden 'enger', obwohl sie vielleicht äußerlich offener oder attraktiver sind.
 
Das Streifen ist eine Leidenschaft, der ich ausgeliefert bin. Das weiß ich.


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