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Folge 21/2004, Bremen, den 17.06.2004 (Nr. 153)   2 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung
English summary                                                                               !!Neu!! Heft 4
        
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Die Freie Hansestadt hat nicht nur soziale Probleme, sondern ist zugleich geprägt durch große Vermögen und hohe Einkommen - ein Ausweis wirtschaftlichen Erfolgs. Ein 'Armenhaus' ist sie wahrlich nicht.
 
Aus: Kulturhauptstadt Europas 2010, Die Bewerbungsschrift der Freien Hansestadt Bremen, Band 1, Kurzfassung, Kapitel 2.8: 'Finanzen'
 
16.06.2004
Seit einiger Zeit steht am Rande eines belebten Platzes der Stadt ein kleines Fahrrad, das offensichtlich einem Obdachlosen gehört. Aufgefallen ist mir das Vehikel, weil an seinem Lenker eine schon etwas verblichene Plastiktüte mit der großen Aufschrift 'Goldene Zeiten' hängt. Das Vorhandensein goldener Zeiten wird in kleinerer Schrift mit 'Dauer-Tiefpreisen' begründet, 'Service' und 'Frische' sind weitere Merkmale des goldenen Zeitalters, die die Werbung auf der Tasche verkündet.
 
Das Fahrrad (und wohl auch sein Besitzer) haben aber offenbar schon bessere Jahre gesehen. Vom Stil her würde ich es aus den siebziger Jahren datieren. Der Rahmen zeigt viele kleine Roststellen. Ein Kettenschutz ist nicht mehr vorhanden, die Kette ist aber noch nicht angerostet. Das Kabel zum Rücklicht ist durchtrennt. Das Hinterrad ist plattgefallen.
 
Schlafstelle eines Obdachlosen, negativ
 
Auffällig sind nagelneuen Reflektoren in den Speichen, das ladenfrische Kabelschloß und die blau-gelben, relativ neuen Mäntel auf den kleinen Felgen. Letztere lassen den Betrachter an ein Kinderrad denken. Bei genauerer Betrachtung vermeint man zu erkennen, dass das Rad nachträglich mit einer relativ langen Sattelstütze und einem Erwachsenensattel versehen wurde. Ein Klapprad ist es jedenfalls nicht.
 
Geklappt ist allerdings der Scheinwerfer. Er ist von der schweren, grauen Reisetasche mit Rollen (Marke Kangaroo), die am Lenker befestigt ist, nach unten gedrückt worden. Daneben hängt eine aufgeplatzte Jutetasche, in die verblichene Plastiktüten hineingestopft worden sind.

Auch das Hinterrad ist überladen mit einem Rucksack sowie Tüten und Taschen, die zum Teil in einandergestopft sind und von kleinen Tauen oder verkordelten, rot-weißen Markierungsbändern zusammengehalten werden.
 
Schlafstelle eines Obdachlosen
 
Schlafstelle eines Obdachlosen/ place to sleep of a homeless man
 
In diese zwiebelförmigen Gebilde ist kein Einblick möglich. Nur aus einer Tasche schaut eine durchsichtige Plastikflasche hervor. An der Innenseite einer Plastiktüte hat sich Kondenswasser gebildet.
 
Zwischen den Taschen auf dem Hinterrad lugt eine alte türkische Zeitung hervor. Auf den Taschenbergen sind Pullover und Strickjacken befestigt, die zum Teil auf links gewendet sind. Wenn eine kleine Böe über sie hinwegfegt, flattern sie im Wind.
 
Diese ganze skurrile Stilleben ist an eine Geländer gekettet, vor dem ein Radweg verläuft. Da das Gelände hier leicht abschüssig ist, rasen die zahlreichen Pedalritter hier mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Unmittelbar hinter dem Geländer liegt ein Parkplatz, auf dem viele glänzende Karossen stehen. Sie kommen von einer großen, breiten Straße herangerollt, die am Parkplatz vorbeiführt. Auf dieser Straße herrscht reger Verkehr: Wenn die Ampeln 'Grün' zeigen, fahren die Autos ziemlich zügig vorbei.
 
English summary:
A few days ago I stumbled on a little bike, which belonged to a homeless man. The man had left the bike behind on the edge of a square. On the handlebars there were plastic bags. On one of this plastic bags you could read 'Golden times.'
 
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vgl.:

Bericht des Flaneurs über die Habseligkeiten einer Obdachlosen in Hamburg

Begegnungen 1

Blickwinkel (3)

Ein Obdachloser in der Nacht

Leben auf dem Pflaster: Obdachlose

Umbrüche (28)

Nächste Folge 'Alltag in Bremen':
Donnerstag, den 24.06.2004


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