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Folge 33/2002, Bremen, den 09.06.2002               Immer noch sehenswert: 'Linie 1'

Alltag ohne Nachrichten (2)

        
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Teil 1

06.06.2002
Nach dem Mittagessen nehme ich mir die Zeit, ruhig am Tisch zu verweilen. In der Stille,die ich um mich herum herbeigeführt habe, nehme ich die Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs erstmals richtig wahr. Sie stehen auf einem alten Küchentisch mit resopalbeschichter Platte, den ich vor fast zwanzig Jahre aus meinem Elternhaus mitgebracht habe. Woher das Brettchen stammt, auf dem ich täglich mein Brot schmiere, weiß ich nicht. Erst jetzt nehme ich die Muster auf dem Brett wahr.Die Herkunft des Löffels ist mir unbekannt. Das Messer mit dem gedrechselten Holzgriff rechts daneben schenkte mir zu meinen Studentenzeiten einst Familie D. in Münster. Wie das große Messer, das mir jetzt als Käseschneidemesser dient, in meinen Haushalt gekommen ist, weiß ich nicht mehr. Den Kartoffelschäler habe ich vor einigen Jahren im nahegelegenen Sonderpostenmarkt gekauft.
Selbst wenn ich weiß, wie diese Gegenstände in meinen Haushalt gekommen sind, bleibt mir unbekannt, woher die Gegenstände selbst letztendlich gekommen sind. Wo, von wem und unter welchen Verhältnissen sind sie hergestellt worden? Woher stammen die Materialien und Rohstoffe?
Mit meinen persönlichen Wert-Entscheidungen geht es mir fast so wie mit diesen Gegenständen und dem Tisch, auf dem sie stehen: Sie stehen auf einer Grundlage, die im Elternhaus gelegt wurde. Ich habe mir meine Wertsetzungen nie genau angesehen und über ihre Herkunft nachgedacht.
 
Welche Werte und damit auch Themen sind mir wichtig? Als erstes fällt mir Ehrlichkeit und Wahrheitstreue ein, die sich auch in einer Neigung zur Statistik niederschlug. Ich bin zur Beständigkeit und Treue zu Aufgaben und Personen erzogen worden. Streben nach Reichtum, Luxus, Genuß und Macht war weniger wichtig, ja es wurde sogar ein wenig verachtet. Da die Großmutter mütterlicherseits eine kleine Schneiderei führte und der Großvater einen kleinen Laden mit Fahrradwerkstatt hatte, fühle ich eine gewisse Sympathie für das Kleingewerbe. Mein Vater hat mich den Respekt vor der Natur gelehrt. Seine besondere Liebe galt der Vogelkunde. Er und seine Eltern (Hausfrau und Eisenbahnbeamter) waren einerseits sozial engagiert, andererseits aber auch zu beissendem Spott fähig. Aus den Erfahrungen, die die Familie und ich selbst über die Jahrzehnte mit den politisch und wirtschaftlich Mächtigen in der jeweiligen näheren Umgebung machte, rührt eine gewisse Resignation, sich rhetorisch in den Kampf um Macht und Interessen zu stürzen. Vielleicht handelt es sich bei mir sogar nicht nur um Resignation, sondern um mangelnden Mut zum offenen Wort.

wird fortgesetzt

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