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Folge 65b/2002, Bremen, den 17.10.2002      Weiterhin lesenswert: 'Bahnhofsmission'
!!Wegen des Spezials nächste Folge am Mittwoch, den 23.10.2002!!
        
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Die Außenplätze eines renommierten Cafés sind ein Ort intensiver Kommunikation, in die gelegentlich auch zufällig vorbeikommende Bekannte (Bildmitte) miteinbezogen werden.

Das Café mitten in der Straße scheint jedoch immer Konjunktur zu haben. Von dessen zahlreichen Außenplätzen sind trotz der nicht mehr ganz sommerlichen Temperaturen noch erstaunlich viele besetzt. Auch außerhalb des Café-Bereiches scheint in der Sögestraße die Bereitschaft zum Gespräch ziemlich groß zu sein. Ich habe jedenfalls viele, gerade junge Menschen gesehen, die in kleineren Gruppen zusammenstanden und sich unterhielten. Unter den jungen Leute meine ich auch etliche Menschen gesehen zu haben, die (vielleicht zum Studium) aus dem Ausland zu uns gekommen sind.


Zahlreiche Straßenmusiker treten in kurzen zeitlichen Abständen auf, um das Publikum zu unterhalten.

Ebenfalls (und fast ausschließlich) aus dem Ausland kommen die vielen Musiker und Maler, die ihre Kunst auf dieser Flaniermeile präsentieren. Ich spreche einen jungen Mann an, der mit Farben aus Spraydosen kunstvolle abstrakte Kompositionen erzeugt und zum Verkauf anbietet. Nach anfänglichem Zögern verrät er mir, dass er aus Lettland kommt. Nach eigener Auskunft bleibt er ein paar Wochen an einem Ort und zieht dann weiter.
Einen Steinwurf entfernt betreiben drei Porträtzeichner ein Freiluftstudio. Bei meinem ersten Besuch in ihrem Atelier bleiben zwei der Künstler zurückhaltend.

 
Nur ein etwas bohemienhaft gekleideter Kollege(?), offenbar ein Deutscher, erklärt mir mit Bedeutung in der Stimme, Porträtmalen auf der Straße sei genauso anstrengend wie die Arbeit eines Chirurgen, nur trüge man weniger Verantwortung als jener. Das sei auch der Grund dafür, warum man diese Tätigkeit höchstens zwei Monate lang ausüben könne, ohne eine 'Kunstpause' einzulegen.


Porträtzeichner haben ihr Freiluftstudio in der Sögestraße eingerichtet.

Um 18:00 herum beginnt es zu nieseln und wenig später setzt Regen ein. Die Porträtzeichner ziehen sich mit ihren Staffeleien unter das schmale Vordach eines Kaufhauses zurück. Der Bohemien hat das Feld geräumt, seine beiden Kollegen harren aus. Doch es kommen keine Kunden mehr. Ich nutze die Situation, um mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Sie sind 'gelernte' Maler und kommen aus St. Petersburg. Dort verbringen sie jedoch nur die kalte Jahreszeit. Diese Monate nutzen sie, um anspruchsvolle künstlerische Arbeiten zu erstellen, zum Beispiel Landschaftgemälde. Diese Arbeiten bieten sie Galerien an. Aber selbst wenn sie gelegentlich ausstellen können, heißt das noch lange nicht, dass sie (viel) Geld verdienen. Die Vorbereitung von Austellungen verschlingen viel Zeit und Geld und Verkäufe sind selten.
Das Gespräch kommt (natürlich) auch auf die russische Literatur. Ausführlich gehen wir die Satiriker durch. Trotz des begrenzten gemeinsamen Wortschatzes entwickelt sich ein angeregtes Gespräch über literarische Gattungen, die unterschiedlichen Themen und Qualitäten verschiedener Schriftsteller. Nach über einer Stunde verabschiede ich mich schweren Herzens, da ich noch einen Termin wahrnehmen muß.

vgl. auch In der Fußgängerzone (1)

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