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Folge 58/2002, Bremen, den 18.09.2002       Interessant: 'Zu Besuch auf dem Lande'

Schneisen (3)
 

        
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Ich habe Orte aufgesucht, an denen sich mehr oder weniger große Schneisen für den Verkehr in der Stadt befinden. Besonders haben mich an diesen Orten die Übergänge für Fußgänger interessiert. Im Teil 1 habe ich Übergänge an der Kurfürstenalle und der Konrad-Adenauer-Allee vorgestellt.

 
Im Teil 2 habe ich mich ausführlich der Kreuzung Bismarckstraße/ Stader Straße gewidmet. Heute geht es zum Fußgänger-Überweg über die Straße 'Vor dem Steintor' auf der Höhe der Haltstelle Brunnenstraße. Alle dargestellten Übergänge sind mit Haltestellen für Bus oder Straßenbahn gekoppelt.

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Durch die Straße 'Vor dem Steintor', die im Zentrum des sogenannten 'Viertels' liegt, fahren drei Linien der Straßenbahn. Die Linie 2 verbindet das Viertel mit den Einkaufmeilen des Zentrums, mit Walle und Gröpelingen sowie mit Hastedt und Sebaldsbrück. Die Linie 3 passiert den Bereich des Hafenrands, das Zentrum und Hastedt. Die Linie 10 verläuft weitgehend wie die Linie 2, fährt aber durch das Bahnhofsviertel statt durch die Einkaufszone. Diese Linien bieten an den zentralen Knotenpunkten Domsheide und Bahnhof, über ihre Endhaltestellen sowie andere Umsteigestellen viele Verbindungen auch in andere Stadtteile, ohne dass der Mensch oft umsteigen muß. Es passieren etwa zwischen 12:00 und 13:00 Uhr nicht weniger als sechsunddreißig Straßenbahnzüge die beiden Haltestellen. Das entspricht bei einer angenommenen Fahrgastzahl von 120 Personen pro Zug über 4300 beförderten Menschen. Der Gehsteig ist an der Haltestelle Brunnenstraße bis an die Gleise herangeführt und noch durch eine Bake gesichert (vgl. linkes Bild unten rechts). Für Autos hat die Straße hat in jeder Fahrtrichtung eine Spur. Ich schätze, dass hier zwischen 12:00 und 13:00 etwa 700 bis 800 Autos durchfahren. Etwa 40 Parkplätze am Straßenrand sind in der Hälfte der Straße vorhanden, die das Bild zeigt. Einen Fahrradweg gibt es nicht. Aber es gibt ein deutliches Anzeichen, welche große Bedeutung der Radverkehr im Viertel hat. Vor einer Ladenzeile befindet sich eine lange Reihe von Fahrrad-Parkplätzen. Das Bild oben rechts zeigt einen Teil dieses Parkplatzes. Die Radfahrer, im besagten Zeitraum etwa 300, fahren noch am sichersten im Zwischenraum zwischen den Gleisen der Straßenbahn. Der Autor hat sich aber auch schon einmal die Knochen gebrochen, als er bei einem Ausweichmanöver in die Gleisrillen geriet und stürzte. Das Ausweichmanöver war nötig geworden, weil aufgrund einer unachtsam geöffneten Wagentür ein Radfahrer gestürzt war. Leider wird der verbreiterte Gehsteig im Haltestellenbereich oft von Fahrradfahrern als zusätzliche Verkehrsfläche mißverstanden, was zu Konflikten mit den FußgängerInnenn, insbesondere ein- und aussteigenden Fahrgästen, führt. Das ist umso problematischer als es hier im erwähnten Zeitraum im Umfeld des Überweges etwa sechshundert FußgängerInnen in der Stunde gab.Es gibt aber ebenso angepassteres, flexibleres Verhalten: RadfahrerInnen steigen ab und schieben ihre(n) DrahteselIn durch die Menge. AutofahrerInnen lassen ihr Gefährt in der Garage, fahren mit der Straßenbahn ins Viertel und gehen dort zu Fuß einkaufen.

 


In den mehrgeschossigen Häusern, die zu einem nicht unerheblichen Teil schon Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut worden sind, befinden sich im Erdgeschoß oft Geschäfte, darüber dann aber Wohnungen - von Menschen, die sich auch auf dieser Straße bewegen. Nun kann der Mensch hier im Sonderpostenmarkt von der Straße weg Waschmaschinen und Elektroherde kaufen (links im Bild oben, rechts neben linken Fußgänger-Ampel). Aber es gibt hier auch noch Bekleidungsgeschäfte, Teeläden, Fotostudios, Eiscafés, Lebensmitteldiscounter, Buchläden, Drogeriemärkte, Friseurläden, Farbenfachhandel, Schuhgeschäfte (vgl. 'Schuhe verkaufen' und Der Knopfladen) und vieles mehr. Das sind Waren und Dienstleistungen, die der Mensch durchaus kaufen kann, ohne zwangsläufig etwas im Auto transportieren zu müssen - von der Waschmaschine einmal abgesehen. Und warum droht eigentlich der einen oder dem anderen die Schamesröte ins Gesicht zu steigen, wenn er/ sie nur daran denkt, einen Einkaufstrolley hinter sich her zu ziehen? Die vielen kleinen Unternehmen im Viertel, die zum Teil auch noch in der gleichen Branche tätig sind, erzeugen natürlich auch einen gewissen Lieferantenverkehr. Unter Umständen wird die gleiche Ware an mehrere Geschäfte geliefert. Dadurch entsteht zusätzlicher Verkehr. Der/die Kunde/in hat aber kurze Wege. Wenn der/ die Konsument/in zu den riesigen Warenansammlungen auf der grünen Wiese fährt, erbringt er/sie die Transportleistung, die der Lieferant dadurch eingespart hat, dass er eine große Menge Ware an einem Ort 'loswird'. Wie die Ökobilanz dabei ausfällt? Ich weiß es nicht.
Weil so viele BürgerInnen zu Fuß unterwegs sind, wird die Straße hier wieder zum Ort der Begegnung, zum Bürgersteig. Auch vom Fahrrad kann man absteigen und jemanden auf dem Trottoir begrüßen. Und aus dem (langsam) fahrenden Auto heraus, kann der Mensch immerhin noch rufen oder winken. Hier sind die Chancen, dass das Hallo auf dem Fußweg auch noch ankommt und verstanden wird, größer als an mancher anderer Schneise, denn der Autolärm ist hier ziemlich mäßig.

wird fortgesetzt

vgl. auch Solarzellen

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