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'Die Szene im Steintor hat eine gewachsene, fast dreißigjährige Geschichte ...'

        
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Leseprobe aus einem fast siebenseitigen Interview, das Klein Mexiko am 17.03.2000 mit dem stellvertretenden Revierleiter Arnold Bünger und dem Kontaktpolizisten Heinz Schröder vom Revier Steintor (Bremen-Östliche Vorstadt) führte.Das Gespräch diente dazu, wenigstens im bescheidenen Rahmen zu überprüfen, wieweit die Kritik an der Polizei berechtigt ist, die Thomas Dehmer, damaliger Inhaber eines großen Tabakladens am Sielwalleck, vortgetragen hat.
 
KM: Herr Dehmer hat im Gespräch mit mir den Verdacht geäußert, dass es die heimliche Strategie des Senats sei, die Szene am Eck zu belassen, weil man sie dort ‘übersichtlich auf dem Präsentierteller’ habe und ‘im Griff’ habe. Diese Strategie müssten Sie als ausführende Institution dann ja letztlich durchsetzen.
 
Arnold Bünger: Die Szene im Steintor hat eine gewachsene, fast dreißgjährige Geschichte, von der Herr Dehmer nicht sehr viel Ahnung hat. Der Drogenkonsum in der sich entwickelnden alternativen Szene der siebziger Jahre verlagerte sich irgendwann auf die Straße. Die Polizei hatte es in den darauf folgenden Jahren schwer, die offene Drogenszene wieder einzudämmen. Das mag auch an der politischen Kultur im Viertel gelegen haben. Mittlerweile unterstützen Geschäftsleute, Bürger und Politiker aller Parteien die Polizei in dem Bemühen wieder für ‘Ordnung’ im Viertel zu sorgen. Es wurde dann von uns, vom Innenstadtrevier und durch Sondermaßnahmen gegen diese sozialen Randgruppen vorgegangen. Es wurden Delikte sofort verfolgt. Dealen auf der Straße und in der Straßenbahn wurde gezielt bekämpft. Es wurden Ingewahrsamnahmen gemacht, wenn Leute hilflos auf der Straße herumgelegen haben. Das ganze Problem hat sich in den letzten zwei, drei Jahren soweit gebessert, dass man sagen kann, wir sind auf einem guten Weg. Es sind täglich etwa bis zu hundert Drogen-, Alkohol- und Tablettenabhängige, die im Bereich Ostertorsteinweg und Vor dem Steintor bis zum Ziegenmarkt fluktuieren, und etwa zwanzig bis dreißig, die sich dort ständig aufhalten. An den Sammlungspunkten Ostertormarkt (bei der Wulwesstraße, die Red.), Haltestelle (das ist die Sielwallecke, die Red.) und am Ziegenmarkt halten sich ständig Beamte auf, mal für zwei Stunden, mal für eine halbe Stunde. Dann geht das Klientel auch weg, das heißt, die Leute gehen fünfzig oder dreißig Meter weiter. Ist der Kollege oder der Streifenwagen weg, dann gehen sie an ihren alten Platz zurück. Wir schreiten bei den geringsten Delikten ein: Wenn zum Beispiel jemand seine Bierdose auf den Gehweg wirft, ist das ja schon eine Ordnungswidrigkeit. Wenn derjenige seinen Müll nicht wegräumt, dann wird eine Anzeige geschrieben. Falls er sich dann immer noch querstellt, kann ein kurzzeitiger Platzverweis ausgesprochen werden. Nur eines muss man ganz deutlich sagen: Auch diese Leute haben das Recht, sich als Gruppe auf der Straße aufzuhalten und sich zu unterhalten, wenn sie niemanden bedrohen, belästigen, oder angreifen, ihren Schmutz beiseite räumen und ihre Hunde angeleint lassen. Da haben wir keine Möglichkeit einzuschreiten. Das wird aber von jemandem, der betroffen ist wie Herr Dehmer, anders gesehen.
 
Heinz Schröder: Herr Dehmer erlebt das ja nun jeden Tag mit, was da von seiten der Polizei passiert. Insofern ist das völlig unsachlich, eine solche Behauptung aufzustellen, dass man die Szene am Eck belassen wolle.  
(...)  

Weitere Themen des Gespräches:

Versuch, einzelne Vorwürfe zu klären

Lage am Sielwall aus Sicht der Kops

Grenzen und Möglichkeiten von Orts- und Polizeigesetz

Sinn und Unsinn eines Büros am Eck



Weitere Themen des Heftes:

Reportage: Sozialarbeit im Gröpelinger Park

Interview: Streetwork in der offenen Szene

Interview: Kops Gröpelingen

Reportage: Offene Szene am Sielwall

Interview: Tabakhändler an offener Szene
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