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Folge 13a/2005, Bremen, den 23.05.2005 (Nr. 187)  3 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung

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Alle großen Männer sind bescheiden.
Gotthold Ephraim Lessing

Im Frühjahr letzten Jahres drückte mir meine Freundin die Zeitung einer Schwachhausener Kirchengemeinde in die Hand. Sie machte mich auf einen Artikel in dem Heft aufmerksam, mit dem die Gemeinde für eine 'praxisbegleitende und praxisqualifizierende Fortbildung in Beratung und Gesprächsführung für Ehrenamtliche' (immerhin 97 Buchstaben) warb. Über das Ziel dieser Fortbildung heißt es dort: 'Die Beratung durch Ehrenamtliche soll in der Kirchengemeinde und im Stadtteil qualifiziert werden. Dabei werden Qualität und Quantität der Besuche bei Personen, die zu unserer Gemeinde gehören und/oder in unserem Stadtteil wohnen, ausgebaut und erhöht.'
 
Über den Verlauf der Ausbildung erfährt man unter anderem: 'Wir suchen nach Personen, die Interesse an einer Fortbildung haben, die sie über einen begrenzten Zeitraum von zehn Monaten grundlegend qualifiziert. In dieser Fortbildung, an der Sie durchschnittlich vierzehntäglich an einem 90-minütigen Weiterbildungsinput in einer Ausbildungsgruppe und an einer Wochenendfreizeit teilnehmen, geht es vor allem um Grundlagen der Kommunikation und Kontaktaufnahme, um Prinzipien und Methoden der Gesprächsführung und Beratung.' Mehr Informationen zu dem Projekt finden Sie auf einer speziellen Webseite der Kirchengemeinde.
 

 
Auf der drittletzten Seite dieses Heftes wirbt eine Frau XY für ihre 'naturheilpraxis' Als Berufsbezeichnung hat die Dame 'heilpraktikantin'(!!!) angegeben. Manche Druckfehlerteufel vermitteln doch vielleicht etwas über das Weltbild des Hauses, in dem sie erstaunlicherweise unter dem Auge Gottes leben.
 
Wenig später finde ich die Dame mit einer ähnlichen, diesmal korrekt gesetzten Anzeige in der 'Wirtschaft in Bremen' wieder. Die 'Wirtschaft in Bremen' richtet sich als Organ der Handelskammer in der Hauptsache an Unternehmer. Die Kirchengemeinde, in deren Mitteilungsblatt mir die vermeintliche 'Heilpraktikantin' zuerst über den Weg lief, liegt in einem Stadtteil, dem nachgesagt wird, dass dort überdurchschnittlich viele reiche Kaufleute leben.
 
 

 
Im Herbst letzten Jahres flatterte mir eine ungewöhnliche Werbung ins Haus. In einem Programmkino in Ostertorviertel sollte von Ende Oktober bis Anfang Dezember jeden Sonntag von 11:00 - 17:30 Uhr der etwa fünf Stunden lange Dokumentarfilm 'Das Phänomem Bruno Gröning, Auf den Spuren eines 'Wunderheilers' ' gezeigt werden.
 
In der Einladung heißt es unter anderem: 'Im Frühjahr 1949 strömte ein Elendsheer von Kranken und Leidenden ins westfälische Herford. Im Herbst des Jahres zog es bis zu 30.000 Menschen täglich zum Rosenheimer Traberhof. Sie hatten alle nur ein Ziel: Bruno Gröning. Für viele war er die letzte Hoffnung. (...) 'Es gibt kein Unheilbar - Gott ist der größte Arzt!', waren seine Worte. Und das Unfassbare geschah: Unzählige Kranke wurden gesund, Lahme konnten gehen, Blinde wieder sehen. (...) Heute ist das Verständnis für Heilung auf geistigem Weg erheblich gestiegen, und die Fakten sprechen für sich. Die damals in Sekundenschnelle erfolgten Heilungen bestehen seit Jahrzehnten - wie Zeitzeugen eindrucksvoll berichten.' Weitere Informationen zu Bruno Gröning unter www.bruno-groening.de
 
Doch um Heilung und Linderung irgendwelcher Leiden zu finden, brauche ich mir weder Anregungen im Kino zu holen oder nach Herford zu pilgern. Klein Mexiko, früher eher eine Hochburg der Handwerker und kleinen Angestellten, beherbergt inzwischen auch einige Menschen, die in therapeutischen oder verwandten Berufen arbeiten. Mindestens eine Diplom-Psychologin ist in jüngerer Vergangenheit zugezogen. In meiner Nachbarschaft gibt es schon seit ein paar Jahren eine Dame, die als Atem- und Bewegungspädagogin firmiert.
 
Neulich fiel mir ein zweimal gefaltetes DINA4-Blatt in die Hand, das für Unterricht in 'Afrikanischem Tanz' warb. Doch selbst der kommt heute nicht mehr ohne therapeutischen Anspruch angehüpft, heißt es doch in dem Flugblatt über die heilsamen Folgen dieses Tanzes: 'Ursprüngliche Lebensenergie wird spürbar, Verspannungen und Blockaden können sich auflösen, der Atem fließt wieder frei.'
 
Das überrascht mich nun schon fast schon ebenso wenig wie die Tatsache, dass ich auf einem Foto als Leiterin der Kurse eine Frau erkenne, die ich im Quartier auch schon gesehen habe. Das Flugblatt klärt mich dann darüber auf, dass die Frau unter anderem 'Diplom-Sozial- u. Bewegungspädagogin' ist.

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