Die folgenden Fotos habe ich aufgenommen - mit meiner kleinen Digitalkamera, die ich jetzt fast immer mit mir führe. Sie zeigen Eindrücke von unscheinbaren Vorgängen, die sich unmittelbar auf dem Pflaster und Asphalt abspielen. Das Pflaster ist eine Schneise in das nackte oder bewachsene Erdreich.
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Es ist 'Lebensraum' für Menschen, die keinen eigentlichen privaten Raum mehr haben. Es wird auch belebt von Pflanzen und Tieren. Es ist - als Bürgersteig - eine Schnittstelle zwischen privatem und öffentlichem Raum.
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Dieses Foto zeigt einen Bürgersteig an einer stark befahrenen Straße im Bereich Hulsberg. Kirschen, die auf einem Baum am Rande des Bürgersteigs gewachsen sind, fallen auf das Pflaster herunter.
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Niemand erntet die Kirschen, niemand hebt sie auf und schließlich werden sie von der Straßenreinigung(?) aufgekehrt. Aus den Kernen entstehen jedenfalls auf dem Pflaster keine neuen Pflanzen.
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Dieses Bild zeigt den Randbereich eines Stichweges, der von einer ruhigen Wohnstraße in Schwachhausen ausgeht. Vor etlichen Monaten ist dieser Randbereich durch Pfähle vom Rest des Stichweges abgegrenzt worden.
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Seitdem sind in diesem Bereich, der offenbar kaum noch von Menschen betreten wird, die Samen verschiedener Pflanzen vornehmlich in den Zwischenräumen der Pflastersteine aufgegangen.
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Am Rande einer schmalen Straße in Lehe am Ufer der Wümme gedeihen direkt auf dem Asphalt Lebewesen, die ich für kleine Flechten halte. Diese Lebewesen, eine Symbiose zwischen Algen und Pilzen, leben direkt auf dem Asphalt.
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Sie wurzeln nicht im Erdreich. Flechtenkolonien sind zum Beispiel auch auf den asphaltierten Wegen am Rande der sogenannten kleinen Weser zu beobachten.
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Es gibt auch in Bremen sichtbar etliche arme Menschen (Tendenz steigend), die einen Teil des Tages auf dem Pflaster des Bürgersteiges sitzen und von barmherzigen Passanten Geld für ihren Lebensunterhalt sammeln. Nicht selten teilen Hunde als wahre Freunde ihr Los.
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Manche dieser Menschen haben wohl eine eigene Wohnung oder ein Zimmer, andere haben aber keinen derartigen privaten Rückzugsraum und leben im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. Dieses Bild wurde im sogenannten 'Viertel' aufgenommen.
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Stadttauben sieht man an vielen Orten in der Stadt auf dem Pflaster - hier auf einem Bürgersteig in der Nähe des Bahnhofs. In diesem Fall zieht sie gleich in Scharen Futter an, das ihnen von Menschen hingestreut wurde. Die monogamen ''Brutpaare halten sich das ganze Jahr über im Brutgebiet auf.
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Die Männchen besetzen ein Nestrevier, das mehrere Nistplätze beinhalten kann und meist lebenslang behalten wird.'' (Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Stadttaube) Stadttauben haben also im weitesten Sinne ein ‚Zuhause', nämlich ein Revier und ein Nest.
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Mensch, Tier und Pflanze lassen gelegentlich etwas auf das Pflaster fallen. Manchmal liegen diese Dinge dann unmittelbar nebeneinander wie dieser weggeworfene Zigarettenstummel, die verlorene Feder und das abgefallene, trockene Blatt, ein Stilleben, das ich auf dem Stadtwerder vorgefunden habe.
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Tiere und Pflanzen lassen oft unwillkürlich etwas fallen. Der Mensch mutet dem öffentlichen Raum bewußt die Reste seines Privatvergnügens zu. Das Pflaster ist also auch Schnittstelle zwischen Privatem und Öffentlichem. Um diese Schnittstelle soll es in der zweiten Folge gehen.
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Vgl. auch: Schneisen (1)
Bitte werfen Sie auch einen Blick auf Charlie Dittmeiers Bild eines Mädchens, das in Phnom Penh Müll vom Bürgersteig aufsammelt, statt zur Schule zu gehen. Der Bericht datiert vom 29. April 2011 . Der Link führt auf die letzte Notiz des Tagebuches. Bitte nach unten scrollen!
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Freitag, den 21.9.2012
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