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Nr. 1/2014, Bremen, den 10.1.2014, Nr. 393, 11 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung
Foto-Notizblock: Leben auf dem Pflaster, BettlerInnen (4)
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Diese kleine Fotoserie aus der Weihnachtszeit zeigt bis auf das letzte Bild Menschen beim Betteln. Sie haben gemeinsame Äußerlichkeiten: Alle Personen, die dabei auf dem Boden sitzen, schützen sich mit einer warmhaltenden Unterlage wie einer Isomatte. Sie tragen dicke Kleidung, oft auch einen Kapuzenpullover und eine Wintermütze. Sie halten den PassantInnen einen Behälter für mögliche Gaben entgegen oder haben diesen vor sich hingestellt.
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Die meisten BettlerInnen sitzen an Orten, die es ihnen ermöglichen, den Rücken anzulehnen. Betteln findet fast immer an Orten statt, an denen starker Publikumsverkehr herrscht. Betteln und Almosen-Geben ist aber auch ein Austausch von Zeichen gegen Gaben: Die ausgesendeten Zeichen, die Gaben bewirken sollen, zielen darauf, den Eindruck von Bedürftigkeit und Hilflosigkeit zu wachzurufen oder zu verstärken.
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Ein Bettler sitzt im Rollstuhl an einem Knotenpunkt für Busse und Straßenbahnen in der Stadtmitte. Er ist beidseitig oberschenkelamputiert. Bedürftigkeit und Hilflosigkeit zu belegen, ist für ihn nicht schwierig. Er streckt den PassantInnen eine Tasse entgegen, die mit einem sogenannten Smiley verziert ist.
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Hinter einer Säule der Arkaden eines Bankhauses sitzt eine junge Frau. Sie bettelt nicht. In ihrer Hand hält sie eine Zigarette. Dort, wo die Frau sitzt, halten bei ähnlichem Regenwetter gelegentlich Obdachlose auf. Sie lagern dort auch manchmal nur ihre Habseligkeiten.
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Eine Bettlerin mit einer auffällig verschlissenen Hose sitzt an einer Straßenecke an einer Einkaufsmeile in der Stadtmitte. Vor ihr steht ein leerer Behälter für Gaben. Viele BettlerInnen entnehmen gegebene Almosen sofort dem Sammelgefäß, wohl in der Hoffnung, dass offensichtliche Erfolglosigkeit die Menschen bewegt, aus Mitleid mildtätig zu sein.
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Das Bild verdeutlicht auch fast sinnbildlich die soziale Lage von BettlerInnen: Sie sind nicht mit den übrigen Bürgern auf Augenhöhe. In der Situation des Bettelns belegen sie als 'Gast' öffentlichen Raum, der ihnen nicht 'gehört'. Um sie herum gibt es keine 'Privatsphäre', sondern nur kalten Stein, auf dem auch Abfall liegt..
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Diese Bettlerin sitzt nicht unweit von der Stelle, an der der oben abgebildete Rollstuhlfahrer sein Glück versucht hat.
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Sie hält ein Stofftier auf dem Arm. Das gibt ihr die Anmutung des Kindlichen und damit auch ein wenig des Hilflosen.
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Dieser Bettler hat einen Platz vor einem stark besuchten Discounter in der Vorstadt bezogen. Einen Meter hinter ihm rollt pausenlos der Verkehr, fast unmittelbar vor ihm laufen die KundInnen und PassantInnen entlang. Rechts von ihm stehen zwei prall gefüllte Plastiktüten, die seine Habe enthalten könnten: ein Indiz für Obdachlosigkeit. Rechts neben ihm liegen zwei Krücken. Was es mit ihnen auf sich hat, ist schwer zu beurteilen. Es kann sein, dass es sie tatsächlich wegen eines gesundheitlichen Schadens als Gehhilfe benötigt. Denkbar ist aber auch, dass sie Bedürftigkeit und Hilflosigkeit signalisieren sollen, wie bei einem Bettler, der vor nicht allzulanger Zeit einen Platz ganz in der Nähe belegt hatte: Auch er hatte Krücken demonstrativ an seinen Platz gelegt.
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Er streckte jedem/r Passantin eine Tasse entgegen und rief mit theatralisch verzweifelter Mine ein herzzerreißendes , langgezogenes ''Biiihiiitte!''. Mit ihm ins Gespräch zu kommen, war für mich schwierig, da er offenbar kaum Deutsch sprach. Außer ''Biiitte'' sprach er nur das Wort ''Sseitung'' und wies dann auf die Straßenzeitung hin, die er auch im Angebot hatte. Eine klare Sprache sprach allerdings der Anblick, der sich bot, wenn die Krücken unter den Arm klemmte und mit einem Bekannten oder Verwandten, der ihn abholte, zur Straßenbahn ging. Den ''Biiitte'', wie ich ihn nannte, habe ich allerdings schon länger nicht mehr gesehen.
NB:17.7.2015
Inzwischen weiß ich aus eigener Anschauung, dass der abgebildete Bettler schwer krank ist.
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In der Tat bewegend ist dieser Anblick: Ein Obdachloser liegt mit dem Kopf auf Plastiktüten vor dem Rollwagen mit seiner Habe und schläft. Der Regen fällt auf seine Kleidung und seine Sachen. Er hat sich von den PassantInnen abgewandt, zur Mauer hin: Die Haltung erinnert an die eines Embryos im Mutterleib.
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Doch die Situation ist eine ganz andere: Es gibt keine schützende, ''private'' Hülle um diesen Menschen herum, sondern nur das nasse, kalte, verdreckte Pflaster, ganz in der Nähe des Platzes der oben im zweiten Foto dargestellten Bettlerin.
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Ein ausländischer Bettler
Bitte werfen Sie auch einen Blick auf Charlie Dittmeiers Bild-Bericht über den ersten Weihnachtstag 2010 im buddhistischen Kambodscha. Das letzte Bild zeigt eine Reihe von Bettlern vor einer katholischen Kirche. Das vorletzte Foto zeigt eine 'Rollstuhlfahrer', der Müll nach verwertbaren Flaschen und Dosen durchsucht.
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Freitag, den 24.1.2014
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