In den letzten Monaten habe ich etliche Fotos von Hunden gemacht, die obdachlosen Menschen die engsten Freunde und Begleiter sind. Eine Begegnung ist mir dabei sehr im Gedächtnis geblieben.
Ein junger Mann saß in der Innenstadt unter einer Arkade, die normalerweise von Bettlern nicht aufgesucht wird. Auch das Geschäft, in dessen Nähe er sich befand, wird nicht gerade von Laufkundschaft überrannt. Auf dem Arm hatte er einen kleinen Hund. Vor ihm stand ein Schälchen für Geld. Ich frage immer, ob ich den Hund fotografieren darf. Der Mann antwortete mit einer Geste, die ich als Zustimmung auslegte. Er blickte liebevoll auf seinen kleinen Begleiter.
Als ich ein Gespräch mit ihm anfangen wollte, merkte ich, dass er nur sehr wenig Deutsch sprach. Eine gemeinsame Fremdsprache fand sich nicht. Der Mann mühte sich erkennbar ab, mir in Deutsch etwas über sein Leben mitzuteilen, aber ich konnte mir nur ganz wenig aus seinen Worten zusammenreimen. Am Ende schien mir nur sicher zu sein, dass er aus einem Land vom Rand der Europäischen Union kam, das wirtschaftlich ziemlich am Boden liegt.
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Auch über Umgang mit ethnischen Minderheiten in diesem Land hört man in letzter Zeit wenig Gutes. Hände, Gesicht und Kleidung des Mannes schienen mir zu verraten, dass er nicht oder noch nicht allzu lange unter den schwierigen Verhältnissen von Obdachlosigkeit lebte. Ich habe den Mann bisher nicht wieder gesehen.
Ich habe mich gefragt, wie der junge Mann hier zurecht kommt: Hat er Menschen, die ihm irgendwie helfen? Mit wem kann er sprechen? Welche Perspektive hat er außer Betteln? Ich muss gestehen, dass ich mir am Ende überhaupt nicht vorstellen konnte, wie der Mann lebt. Und das ist vielleicht das, was mich bis heute bewegt.
Und vielleicht ist diese Ratlosigkeit auch ein Antrieb gewesen, die schon erschienenen Fotoserien zum Thema Obdachlosigkeit mit weiteren Bildern zu ergänzen:
Leben auf dem Pflaster, Obdachlose (1)
Leben auf dem Pflaster, Obdachlose (2)
Leben auf dem Pflaster, Hunde (3)
Leben auf dem Pflaster, BettlerInnen (4)
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