Dies ist ein Ausschnitt aus einem Foto, das ich Ende Januar aufgenommen habe - mit meiner neuen, kleinen Digitalkamera, die ich jetzt fast immer mit mir führe. Es zeigt ein Spruchband auf der hinteren Ablage eines Autos, das ich manchmal in meinem Stadtteil sehe. Auf die Heckklappe ist ein Schriftzug aufgeklebt. Dieser Schriftzug ist der Name eines ausländischen Fußballvereins. Die Bedeutung der zwei Wörter auf dem Spruchband erschließt sich mir nicht sofort, da ich der Sprache, in der sie geschrieben sind, nicht mächtig bin. Da ich aber weiß, dass die Sprache in einem kleinen Geschäft gesprochen wird, das sich in der Nähe des geparkten Autos befindet, frage ich dort nach. ‚Gott behüte Dich' bedeuten die zwei Worte nach Auskunft der Frau im Geschäft. Zuhause schlage ich in verschiedenen Online-Wörterbüchern dieser Sprache nach und erhalte die übereinstimmende Auskunft, dass diese zwei Worte zunächst als der Ausruf ‚Gott behüte!' zu verstehen sind.
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Schließlich versuche ich die beiden kalligraphischen Zeichen, die am rechten und linken Ende des Spruchbandes zu sehen sind, zu enträtseln. Das Zeichen am rechten Ende, soviel habe ich herausfinden können, bedeutet ‚Gott'.
Ich blende in Gedanken zurück in meine Kindheit: Ich war im Grundschulalter, als die ersten Menschen nach Deutschland kamen, in deren Muttersprache die zwei Worte auf dem Spruchband geschrieben sind. Dass diese Menschen ein Auto hatten, war nicht selbstverständlich und erst recht nicht, dass sie Aussagen über ihre Religion und sportliche Vorlieben mittels Dekoration an und in ihrem Auto kundtaten. Nach etlichen Jahrzehnten beginnt es jetzt selbstverständlich zu werden, dass diese Menschen sich zu der Kultur ihres Herkunftslandes so bekennen wie es ein Deutscher tut, der sich ‚Auch Du brauchst Jesus' und ein Werder-Logo an sein Auto klebt.
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