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Folge 7a/2004, Bremen, den 19.02.2004 (Nr.139)   2 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung
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Kunst redet von Flucht, nicht von Utopie. Für die gute Gesellschaft bleibt Nietzsches Satz ein Skandal: 'Lieber sterben, als hier leben.'
 
Thomas E. Schmidt: Mit der Rasierklinge ins Auge, DIE ZEIT vom 12.02.2004

'Komm mit', sagte der Hahn, 'etwas Besseres als den Tod werden wir überall finden.'
 
Brüder Grimm, Die Bremer Stadtmusikanten, nach: C. Zuckmayer, Der Hauptmann von Köpenick



Das Kulturhauptstadtsgerangel nähert sich nach Bekunden der unmittelbar Beteiligten auch medial der 'Casting'-Phase. Gestern machte der Weser-Kurier im Lokalteil mit der Schlagzeile 'Deutschland sucht den Kultur-Star 2010' auf und ergänzte in der Unterzeile 'Bremen zieht mit den Stadtmusikanten ins Rennen'. Nun wohnen die Stadtmusikanten auch im Kopf der Zeitschrift 'Klein Mexiko'. Sie sind ein Teil des Bremen-Bildes, das jeden Tag über verschiedene Medien und durch direkte Anschauung vermittelt wird. Sie sind ein Teil des Bremischen Alltags. Grund genug also zu fragen, wie die Stadtmusikanten aussehen, mit denen Bremen da ins Rennen zieht. (Wie ein Rennen mit Stadtmusikanten auch immer aussehen mag.)
 
Auf der Website http://www.bremen-tourismus.de/bewerbung-zur-kulturhauptstadt-europas-2010 können interessierte LeserInnen nachvollziehen, wie die Gestalt der Stadtmusikanten für das Casting eingesetzt werden: In einem Videoclip singt eine animierte Esel-Knetfigur im Lichtkegel eines Scheinwerfers: 'Shanananana, there is more to me than my eyes .... than your eyes can see, shanananana, hey, shanananana, oh, shaaaaanana (es folgen noch etliche nanananas)' Die Aussage des Textes könnte man in dem Satz 'Es bedeutet mir mehr als meine Augen ...äh .... deine Augen sehen können.' zusammenfassen. Was ihm mehr bedeutet, wird nicht gesagt. Nicht unwichtig ist auch das gedachte 'Äh' , denn der Esel singt erst einen offenbar falschen Text, den er nach kurzer Pause und einem hilfesuchenden Augen-Blick korrigiert. Er begleitet seinen Gesang mit einem ausdrucksvollen Hufe-Wedeln, das in merkwürdigem Gegensatz zum 'dünnen' Inhalt des Gesangs steht.
 
Während des Gesanges wird der Kopf und der 'Oberkörper' des Esels in Nahaufnahme gezeigt. Nach dem Ende der Darbietung kommt der ganze Esel ins Bild und man kann sehen, wie er seine Vorderhufe etwas ungelenk auf seinen betont dicken Bauch legt. Er wirkt fast wie ein Schüler, der in der Aula vor allen Klassen ein Gedicht aufgesagt hat und nun nicht so recht weiß, wohin mit sich. Unterstützung von seinen Mitmusikanten, wie wir es aus dem Märchen kennen, hat er nicht.
 

 
Der Esel tritt als Solist auf. Die Stadtmusikanten als Quartett sind nur als Schattenriß im Hintergrund zu sehen. Nach dem Ende des Gesangs wird der Satz 'Bremen bewirbt sich.' vor das Bild des unbeholfenen Esels eingeblendet. Anschließend verschwindet der Esel und in weißer Schrift auf schwarzem Grund erscheint der Satz 'Denn Bremen bietet mehr als die Stadtmusikanten!'. Nach kurzer Zeit folgt dann auf weißem Grund ein Logo. Es besteht aus einem roten Quadrat mit dem weißen Schriftzug 'Bremen' und dem Bremer Schlüssel und einem weißen Qaudrat mit rotem Rand und roter Schrift ' Kultur Hauptstadt Europas! 2010'.
 
Auffällig ist zunächst, dass in diesem Filmchen das Quartett der Stadtmusikanten auseinandergerissen worden ist. Der Esel und (in einem anderen Film) die Katze treten als Solisten auf , ähnlich den EinzelkämpferInnen der diversen ' ... sucht den Super-Star'-Shows. Der Gedanke 'Gemeinsam sind wir stark und (auch sozial) kreativ' tritt in den Hintergrund. Der Esel (wie auch die fingerdrehende Katze) sind keine Figuren, die die Selbstsicherheit ausstrahlen, die sie als Teil eines Quartettes haben könnten. Sie sind vor der Folie der Super-Star-Castings eher Versager, wenn auch liebenswerte Versager. Die Dramaturgie des Filmchens setzt die Bedeutung der 'originalen' Stadtmusikanten und ihrer Botschaft für die Bewerbung eher herab. Auf den Satz 'Bremen bewirbt sich.' folgt als Begründung 'Denn Bremen bietet mehr als die Stadtmusikanten!'. So werden einzelne Tiere der Stadtmusikanten nur als lustige Figuren quasi zum bloßen Aufhänger der Kulturhauptstadt-Bremen-Werbung. Die übrige Botschaft, die die Tiere als Quartett zu verbreiten hätten, entfällt weitgehend.


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Oh Herr, lass Wind wehen!!

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