Vor einiger Zeit haben meine Frau und ich einen unserer seltenen Sonntagsspaziergänge in einem Park gemacht. Wir machten auf einer Bank eine kleine Rast. Ein Mann im Rentenalter, der zwei ziemlich gut gefüllte Plasitktüten in den Händen trug, steuerte auf den Papierkorb neben unserer Bank zu. Ich erkannte, dass ich diesen Mann schon oft am Bahnhof gesehen hatte. Dort inspizierte er die Abfallkörbe in der Hoffnung, verwertbare Pfandflaschen zu finden. Ich sprach den Mann an. Ich sagte ihm, dass sein eigentliches Revier doch der Bahnhof sei. Er nahm meine Ansprache freundlich auf und entgegnete mir: Das Flaschensammeln sei für ihn nur ein kleiner Nebenverdienst. Er verbringe viel Zeit im Park. Dort sei auch seine kleine Freundin, eine Katze, begraben. Er fragte mich, wie lange ich denn schon in Bremen lebe, dass ich nicht wisse, dass er sich doch so lange um diese Katze gekümmert habe.
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Meine Antwort nahm er gar nicht so recht wahr. Er berichtete weiter von der Katze: Sie habe in der Nähe eines Hauses gelebt, das sich im Park befinde. Einen kleinen, ungeheizten Unterschlupf habe sie auch gehabt. Freilich wäre der harte Winter 2009/ 2010 für sie zu hart gewesen. So sei es nur als Gnade anzusehen, dass sie im Herbst 2009 gestorben sei. Er gehe oft zu dem Stein, unter dem die Katze begraben sei. Dann lege er die Hand darauf und komme so geistig mit ihr in Kontakt. Irgendwann hielt er inne und sagte, dass er uns nun nicht länger stören wolle, und ging seiner Wege.
Nachtrag 10.5.2014
Gestern habe ich den Mann am Bahnhof wiedergetroffen. Ich habe ihm erzählt, dass ich unsere Begegnung im Park aufgezeichnet und veröffentlicht habe. Er hat sich sichtbar daüber gefreut.
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