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Folge 13/2003, Bremen, den 27.02.2003 (Nr. 92)    1 Jahr kleinmexiko.de: Danksagung
        
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Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.
Hermann Hesse
 
Jedem seine Wirklichkeit.
Luigi Pirandello

Februar 2003
 
Ich gestehe: Es fällt mir schwer über die schmerzlichen Erfahrungen zu reden, die ich seit dem 06.12.1996 als Herausgeber von 'Klein Mexiko' gemacht habe. Aber nach der Lektüre von 1400 (tausendvierhundert) Seiten 'Betriebstagebuch' kann ich diese Erfahrungen noch weniger verdrängen als sonst.
 
Ich glaube manchmal, dass ich mit dem ersten Heft über die türkische Einwandererfamilie mehr meine eigene Fremdheit in dieser Gesellschaft bearbeitet habe: Rückblickend kann ich sagen, dass die Dokumentation dieses Eingliederungvorgangs in die deutsche Gesellschaft sowohl von der deutschen als auch von der türkischen Seite wenig wahrgenommen wurde. Integration oder Nichtintegration in diese Gesellschaft erfolgt auf ökonomischem Wege. Selbst die Dokumentation gelungener wirtschaftlicher Eingliederung ist nur von randständigem Interesse.
 
Ich selbst bin bei meinen sonderbaren Schreiberlingsaktivitäten 'arm' und somit fremd geblieben. Das liegt auch daran, dass es für den Herausgeber eines solchen eigen(en)willigen Mediums sehr schwierig ist, für andere Medien zu arbeiten. Zunächst ist der zeitliche Rahmen, der für solche Arbeit als sogenannter freier Journalist bleibt, naturgemäß eingeschränkt: Das eigene Kind schreit und möchte am Leben erhalten werden.
 
Dann sind Texte und Fotos keine Brötchen: Niedergeschriebene Wahrnehmung und Meinung ist eine heikle Ware, der von RedakteurInnen mit Mißtrauen begegnet wird. Auch ich erstelle nicht ohne Grund 'Klein Mexiko' allein. Mir hat sich noch niemand angedient, ich möge prüfen, ob ich ihre/seine Texte und Fotos veröffentlichen wolle. Und ich weiß nicht, welche Kränkungen ich einer/m solchen BittstellerIn zufügen würde.
 
[M]

 
Nicht ohne Grund habe ich mich dem Alltag der 'kleinen Leute' gewidmet. Als Vertreter eines kleinen Mediums mußte ich einige Male etliches an Herablassung ertragen, wenn ich mich einmal aus irgendeinem Grunde in die (Pressestellen-)Welt der Reichen, der Landes- und BundespolitikerInnen oder der Schönen begeben mußte. Ein kleines Medium hat für das große Geld und die hohe Politik keinen werbenden Nutzen.
 
Aber selbst ein Besuch in der Welt der Ärmsten und Obdachlosen kann noch nach langer Zeit die Seele erschüttern: So durfte ich zum Beispiel erst vor kurzer Zeit erfahren, dass junger Mensch, den ich bei meiner Reportage über die Bahnhofsmission kennenlernte, inzwischen auf ziemlich erschreckende Weise gestorben ist. Weg, tot, einfach nicht mehr da.
 
Am Ende möchte ich Sie, liebe LeserInnen, um Verständnis bitten, dass ich noch ein wenig trauern muss, bevor ich meine Fernbrille wieder aufsetze, die Kamera und die Chinakladde in den Rucksack packe und vom Alltag um mich herum berichte. Deshalb erscheint die
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Donnerstag, den 06.03.2003


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