Dieses Plakat mit Zigaretten-Werbung gibt eine 'Erzählung' wieder, die in eine Momentaufnahme mündet und mit zwei moralischen Imperativen unterfüttert ist. Die Erzählung besagt, dass der dargestellte, betont männliche Taxifahrer in der Spätschicht schon zwanzig Fahrten hinter sich gebracht hat. Die Momentaufnahme zeigt ihn in dem Augenblick, in dem er sich eine Zigarette (natürlich der berworbenen Marke) anzündet. Der dazugehörige Text unterstellt, dass mit dem Anzünden der Zigarette ein Zeitraum von '5 Minuten Freiheit' beginnt. Indem er die Zigarette anzündet, ist er nach der Logik der Erzählung und des Bildes also 'frei' . Und mit dem 'Frei sein' erfüllt er die eine Hälfte der rechts unten klein abgedruckten Forderung 'STAY TRUE/ STAY FREE' 'Bleib (je nach Übersetzung) echt, treu,/ Bleib frei'. Die Botschaft ist also: Der Mann, der das beworbene Suchtmittel verwendet, kann auch in einer stressgeladenen Arbeitswelt frei und letztlich auch echt / (sich selbst) treu bleiben.
Welcher soziale/ seelische Zustand während der übrigen Zeit der Spätschicht herrscht, wird nicht gesagt. Der Zustand der Freiheit kann es nicht sein, weil dieser durch die Art der Botschaft an die fünf Minuten gebunden ist, in denen der Mann raucht.
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Ob es der Zustand der 'Echtheit/ Treue' (zu sich selbst) ist, bleibt auch zweifelhaft, da der Zustand der Echtheit durch die beiden Befehle eng an den Zustand der Freiheit gebunden ist, der wiederum durch den Konsum der Zigarette ermöglicht wird.
Gezeigt wird jedenfalls der Augenblick der 'Erlösung zur Freiheit' durch das Anzünden der Zigarette. Das ist natürlich kein Zufall, sondern wie alles sorgfältg auf bestimmte Botschaften hin inszeniert: Die Freiheit herrscht in einem Augenblick, in dem der Mann sich außerhalb des Auto befindet und sich die erlösende Zigarette anzündet. Alles außer dem Mann mit seiner Zigarette ist unscharf abgebildet. selbst der Teil des Autos, der sich auf der Höhe des Mannes befindet und also eigentlich auch scharf abgebildet sein müßte. Das erweckt den Eindruck, dass im 'Augenblick der Erlösung zur Freiheit' der Rest der Welt in der Wahrnehmung zurücktritt. Dazu paßt, dass der Blick des Mannes sich nicht auf irgendetwas richtet, das für den Betrachter erkennbar wäre. Normalerweise schaut man beim Umgang mit Feuer auf die Flamme. Der Mann tut es nicht, sein Blick ist 'abwesend' . Die hier behauptete Entfaltung von Freiheit ist also mit 'Abwesenheit' von der Realität (der Arbeitswelt) verbunden.
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