Ich habe über die Jahrzehnte allerhand Dinge aus dem Familienbesitz gesammelt. Ein altes Italienisch-Wörterbuch gehört dazu. Ein längst verstorbener Mann hat es während des zweiten Weltkrieges in Italien mit sich geführt. Als 'Mann der Sprache' habe ich es gelegentlich zu verschiedenen Zwecken benutzt. Das auf dem letzten Blatt mit Bleistift geschriebene 'e pace' (eigentlich: è pace) nebst der Übersetzung 'Nun ist Friede (Herr)' habe ich dabei zwar gesehen, aber es hat mich nie stark berührt.
Das hat sich vor einigen Tagen geändert, denn seit über einem Jahr herrscht im Osten Europas ein Krieg, an der auch eine Partei beteiligt ist, die es schon im zweiten Weltkrieg war. Das 'è pace' gilt nicht mehr, wenn es denn je gegolten hat nach 1945. Und weil es nicht mehr gilt, ist mir erst recht bewußt geworden, wie erlösend es auf den Mann gewirkt haben muss, dass er diese zwei Worte schreiben und wohl auch den Italienern mitteilen konnte.
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Im Wohnzimmer seiner Familie hing über dem Röhrenradio in den Fünfzigern und frühen Sechzigern des vorigen Jahrhunderts das mit Autogramm versehene Porträt eines hohen Wehrmachtoffiziers.
Später habe ich erfahren, dass dieser Offizier in höchster Position die deutschen Truppen in Italien angeführt hatte. Nach dem Krieg wurde er wegen schwerer Kriegsverbrechen zum Tode und nach zwei Monaten zu nur 'Lebenslang' verurteilt. Nach vier Jahren wurde er begnadigt. Das Kriegs'souvenir' musste erst seinen Platz räumen, als ein Fernseher an die Stelle des Radios trat und das Stück Wand verdeckte, an dem das Foto hing.
Der Mann, dem das Wörterbuch und das Foto mit Autogramm gehörte, war mein Vater, im zweiten Weltkrieg Obergefreiter im Fernmeldedienst.
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