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Nr. 20/2012, Bremen, den 5.10.2012, Nr. 360, 10 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung
Auf den zweiten Blick: MigrantInnen als Werbeträger?
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Gelegentlich lohnt es sich für mich schon deshalb in andere Stadtteile zu fahren, weil dort Plakate hängen, die ich im eigenen Quartier nicht vorfinden würde. Und weil ich sie noch nicht gesehen habe, muß ich sie erst verstehen. Das geht manchmal nicht reibungslos ab.
Nachdem ich diese Werbung für einen Jahrmarkt im Vorbeifahren und aus dem Augenwinkel gesehen hatte, war mein erster Gedanke: 'Das ist das erste, ältere, türkische Ehepaar, das du auf einem Plakat gesehen hast.' Ich lenkte mein Fahrrad zurück zum Plakat und und mußte feststellen, dass ich ziemlich naiv gewesen war. Wie konnte ich glauben, dass ältere Menschen einen zentralen Platz in einem Werbeplakat finden? Wie konnte ich es glauben, dass es dann auch noch eine Türkin und ein Türke sind?
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Die Dargestellten waren laut Lebkuchen-Herz ‚Jan und Libett' ( = Jan und Elisabeth). Doch das Thema hatte schon in mir gearbeitet. Ich hatte folgende Fotos schon gemacht oder auf der Liste. |
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Wenn ausnahmsweise Menschen türkischer oder arabischer Abstammung auf Plakaten abgebildet werden, dann sind es meiner (sicher beschränkten) Beobachtung nach meistens (junge) Männer, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten. Aus meiner Erinnerung fällt mir nur ein Plakat ein, auf dem ich eine türkischstämmige Sängerin gesehen zu haben glaube. Die Botschaften, die auf den ersten, oberflächlichen Blick von entsprechenden, hier abgebildeten Plakaten und in deutscher Sprache verbreitet werden, schwanken zwischen zur Schau gestellter Martialität und leiser Selbstironie. Der eine Künstler gibt sich das Etikett eines überaus zornigen Gottesmannes, ein anderer posiert mit einer flammenbewehrten 'Respekt!!!'-Geste, ein dritter tritt gar als japanischer Ritter auf. Nur ein Künstler verzichtet auf derartige Effekte. Er läßt sich in einer etwas linkischen Pose abbilden.
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Er greift sich scheinbar verlegen an den Kragen. Doch man soll sich von den Posen, Gesten und Verkleidungen nicht täuschen lassen: Bis auf den selbsternannten japanischen Ritter, der noch am ehesten als Musiker bekannt ist, sind alle abgebildeten Männer mehr oder minder feinsinnige Kabarettisten oder Komödianten. (Nebenbei: Sollte ich eine Kabarettistin mit 'urdeutschem' Namen nennen, deren Auftritte mit Plakaten beworben werden, fiele mir auch nur ein Name ein.) Diesen feinsinnigen Kabarettisten jedenfalls wird nicht entgangen sein, dass das Leben ihrer Älterengeneration, insbesondere in der Immigration, kaum Gegenstand von Veröffentlichung (zumal nicht auf Plakaten) war. Vielleicht ist auch diese Form der Ignorierung eine Wurzel des speziellen Humors dieser Künstler.
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Vgl. auch:
Interview mit türkischen MigrantInnen der ersten Stunde in Bremen
Streifzug durch das türkische 'Milieu' in Gröpelingen
Plakat zu Messe für alte Menschen
Bitte werfen Sie auch einen Blick auf Charlie Dittmeiers Bericht über die steinernen Zeugen deutscher Immigration in Texas.
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Freitag, den 19.10.2012
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