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Folge 22/2004, Bremen, den 24.06.2004 (Nr. 154)   2 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung
English summary                                                                               !!Neu!! Heft 4
        
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Das Haus stirbt nicht, das einen Gast willkommen heißt.  
Afrikanischer Spruch

 
Das Ganze begann schleichend und eigentlich nicht einmal in Bremen, sondern in Hamburg. Und neulich sagte meine Freundin: 'Du solltest darüber etwas schreiben.' Aber der Reihe nach.
 
Vor ein oder zwei Jahren waren meine Freundin und ich auf einen Tag nach Hamburg gefahren. Nach stundenlangem Pflastertreten wollten wir einen Kaffee trinken und dabei die Beine ausstrecken. Wir gingen zu diesem Zweck in eine Art Café mit ziemlich vielen Tischen, das an der Alster lag. Wir bekamen einigermaßen schnell unseren Kaffee. Als wir ihn gerade ausgetrunken hatten und begonnen hatten, die Beine auszustrecken, wurden uns die leeren Tassen wortlos vom Tisch abgeräumt. Die gähnende Leere auf unserem Tisch motivierte uns, alsbald zu zahlen, mit einem Achselzucken das Lokal zu verlassen und die immer noch müden Beine weiterzuschleppen. (Unsere Spritztouren nach Hamburg haben wir inzwischen eingestellt.)
 
Einige Wochen später suchten wir - nun schon fast zu Testzwecken - eine Art Café in Bremen auf, das denselben Namen trägt wie das in Hamburg und ebenfalls in exponierter Lage zu finden ist. Wir hatten gerade unsere Tassen geleert, da kam ein von seiner ganzen Erscheinung her südamerikanisch anmutender junger Mann an unseren Tisch und fragte uns, ob es uns denn geschmeckt habe.Dabei streckte er seine Hand schon nach unseren Tassen aus. Ich brauchte nicht viel Geistesgegenwart, um ihm zu antworten, es habe uns gut geschmeckt und würde uns noch besser schmecken, wenn er unsere Tassen erst abräumen würde, nachdem wir gegangen seien. Seine Hand zuckte zurück, sein Lächeln gefror und er trollte sich. Wir trollten uns auch.
 
Vor einigen Monaten waren wir in einer Art Café, das einer medialen Institution angeschlossen ist, die nach kulturpessistischen Prognosen schon vor Jahrzehnten vom Fernsehen hätte verdrängt werden sollen. In dieser Art Café kann man etwas verzehren, wenn man zu den Darbietungen des Hauses etwas zu früh erschienen ist und die Wartezeit überbrücken will. Natürlich kann man auch einfach so etwas verzehren. Jedenfalls hatten wir uns ein Heißgetränk bestellt und hatten es gerade ausgetrunken, als ein junger Mann, der vom Äußeren auch als älterer Schüler oder Student ohne Anspruch auf gepflegtes Aussehen durchgegangen wäre, die Tassen wortlos vom Tisch räumte.

 
Photomontage Gaststättenschild
 
[M] Photomontage

 
Mangel an sauberem Geschirr kann nicht der Grund für diese Aktion gewesen sein, denn an den übrigen Tischen herrschte nur spärlicher Betrieb. Wir waren seit diesem Erlebnis nicht wieder in diesem Lokal.
 
Vor etlichen Tagen waren wir an einem Sonntag in einer Umlandgemeinde Bremens. Nach einem Spaziergang durchs Grüne hatten wir uns in einem nicht gerade überlaufenen Café niedergelassen und Kaffee und Kuchen gerade verputzt. Alsbald kam eine junge Dame an unseren Tisch mit der Frage, ob wir denn noch etwas bestellen wollten. Wir hatten gerade begonnen, die Muße zu finden, uns etwas intensiver miteinander zu unterhalten, als es unter der Woche möglich ist. Die Störung, die die junge Dame mit ihrer Frage verursachte, war dem Beginnen nicht gerade förderlich. Die Stimmung war dahin und wir verließen diesen gastlichen Ort ziemlich schnell.
 
Letzten Sonntag haben wir uns in einem alteingesessenen Bremer Café, in dem als Gast man in Ruhe gelassen wird, am Tresen zwei Stücke Kuchen gekauft und zuhause gemütlich Tee getrunken.
 
vgl. auch Abschied 1

Umbruchzeichen 6

English summary:
My girlfriend and I found that in many cafés waiters and waitresses cleared up the table, immediately after we had finished our coffee. We will not visit that sort of café in future.
 
Farewell 1

Signs of Upheaval 6

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