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Folge 39/2004, Bremen, den 02.12.2004 (Nr. 171) 2 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung English summary !!Neu!! Heft 4 Zehn Grundstücke an einem Gartengang in Klein Mexiko |
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ALLTAG IN BREMEN
FOLGE 039-04: ZEHN GRUNDSTÜCKE AN EINEM GARTENGANG IN KLEIN MEXIKO ÜBERSICHT: ALLE FOLGEN 'ALLTAG IN BREMEN' DIE HEFTE KLEIN MEXIKO ALS ORT DAS ECHO KLEIN MEXIKO IM KOPF KATZEN-POST SITEMAP |
Reicher Mann und armer Mann
standen da und sah’n sich an.
Und der Arme sagte bleich:
Wär ich nicht arm,
wärst du nicht reich.
Bert Brecht Ich habe den Teil des Weges, in dem ich in Klein Mexiko wohne, einmal etwas aus innerer Distanz betrachtet. Gleichzeitig bin ich auch etwas den Merkmalen nachgegangen, die ich bei meinem Besuch im Villenviertel registriert habe, z.B. Grundstücksgröße, Wohnfläche, soziale Struktur der Bewohnerschaft usw. Der Diemelweg ist ein sogenannte Gartengang. Das heißt er ist ein gut zwei Meter breiter gepflasterter Weg. Der Teil des Weges, in dem ich wohne, mündet an einem Ende in die Ruhrstraße und am anderen Ende in die Lippestraße.Dieser Teil des Diemelwegs zwischen Ruhr- und Lippestraße zählt auf 'meiner' Seite zehn Grundstücke. Die Grundstücke sind knapp viereinhalb Meter breit und etwa siebzehn Meter lang. Das entspricht einer Fläche von ca. 77 qm Auf jedem Grundstück steht ein Reihenhäuschen. Bei diesen zehn Häuschen kann selbst ein Besucher, der nur flüchtig hinschaut, sehen, dass ursprünglich alle Häuser gleich gebaut waren. Wir haben gerade einen Handwerker im Haus. Der fragte mich gleich: 'Waren das hier mal Arbeiterhäuser?' Ich mußte ihm, um bei der Wahrheit zu bleiben, folgendermaßen antworten: Eigentlich waren es eher Häuser, die angesichts großerWohnungsnot Ende der 20ger Jahre für Familien gebaut wurden, die von Obdachlosigkeit bedroht waren. Zur selben Zeit haben sich andere Bürger der Stadt große Villen gebaut. Die Ergebnisse dieser Bautätigkeit sind in der vorhergehenden Kolumne zu bewundern. Die Häuschen im Diemelweg sind keine Villen, zu deren Eingangstür man über acht Treppenstufen zunächst das Souterrain überwinden muß. Zwei Stufen muß man steigen, dann steht man vor der Tür. My little house/ Blick auf mein Häuschen am Diemelweg: Rechts am Bildrand sieht man schon die Tür des Nachbarhäuschens. Um das Foto überhaupt machen zu können, mußte ich mich in den Vorgarten des gegenüberliegenden Hauses stellen. Die Haustüren von jeweils zwei Häusern liegen immer nebeneinander. Die Häuser sind also spiegelsymmetrisch aneinandergefügt. Neben der Tür ist immer ein großes Fenster. Mehr Öffnungen hat das Haus zum Weg hin im Erdgeschoß nicht. Der erste Stock liegt unter dem Dach. Er ist an einem Erker zu erkennen, das ebenfalls ein kleines Fensterchen hat. Die Wohnfläche beträgt nach den alten Plänen 58 qm. In der Frühzeit der Siedlung lebte im Extremfall eine dreizehnköpfige Familie auf diesen 58 qm. Auch heute wohnen in der Siedlung Familien mit Kindern. Meistens versuchen die Eltern heute durch Ausbau etwa des Erkers und des Dachgeschosses mehr Platz für sich und ihre Sprößlinge zu schaffen. Das ist freilich auch nur möglich, wenn das Haus ihnen - wie in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle - auch gehört. Nach dem zweiten Weltkrieg bis in die jüngste Vergangenheit haben sich viele Handwerker hier angesiedelt, die solche Ausbauten auch zum großen Teil selber ausführen konnten. Daher haben Um- und Ausbauten den Häusern jeweils ein individuelles Gesicht gegeben. Fast keine Haustür gleicht der anderen. Auch die Fassadenflächen sind von Haus zu Haus verschieden. Mal blickt man auf einen weißen Anstrich, dann sieht man eine verklinkerte Front und anderorts sind neue Fenster und ein großes Vordach vor der Haustür hinzugefügt worden. Ich habe in den über zwanzig Jahren, die ich hier wohne, eine Generation von Kindern groß werden sehen. Manche Kinder haben sich auch ein Haus in der Siedlung gekauft oder erst mal gemietet. Es ist jedenfalls nicht so, dass nun jedes Kind hier Abitur macht, Stadt wie Elternhaus verläßt und nach einem Studium in der Fremde bleibt. Andererseits ziehen auch nach dem Tod alteingesessener BewohnerInnen neue Leute zu, in der allerjüngsten Vergangenheit auch zunehmend akademisch gebildetes Publikum. Ich schaue wieder in das Adressbuch von 1997 und entdecke dort aber unter den 29 verzeichneten Hausnummern keinen Menschen mit Dr.-Titel. Zwischenzeitlich gab es wenigstens einen Doktor im Weg. Der ist aber weggezogen, um sich - wie er selbstironisch sagte - seinen Traum von einer weißen Villa mit großem Vorgaten und langem Kiesweg zu erfüllen. Ob der Traum Wirklichkeit geworden ist, weiß ich nicht. In der Siedlung hätte er ihn sich nicht erfüllen können Von der Gartenpforte bis zur Haustür sind es mal gerade drei Schritte. |
The little path of the terraced housing estate, where I live./ Blick auf meine Seite des Diemelweges: Nur ein Dach ist ausgebaut worden, ansonsten herrschen die typischen kleinen Erker vor. Die Zäune (vgl. Kol. Alte Zäune in Klein Mexiko und der Bahnhofsvorstadt) sind hüfthoch und schlicht, sofern sie wie die meisten Exemplare noch im originalen Zustand sind. An einem Eckgrundstück zur Straße hin ist der Zaun durch eine Hecke ersetzt worden, die im weiteren Verlauf auch den Blick auf den Hintergarten größtenteils versperrt. Dennoch staune ich immer wieder darüber, wie liebevoll manche Bewohner die paar Quadratmeter Vorgarten gestalten. Da gibt es bunt bepflanzte Beete, die mit geschwungenen winzigen Mäuerchen eingefaßt sind. Davor - jedem seine kleine Villa - ist auf einer kleinen Fläche Kies verteilt. In den zehn Vorgärten, auf die ich mein Augenmerk konzentriert habe, gibt es zwei Bäume, die den Namen von der Größe her wirklich verdienen. Sie stehen in zwei Vorgärten, die ansonsten nun nicht gerade Vorzeigeexemplare gärtnerischen Eifers sind. Eher obwaltet da die Haltung des Wachsenlassens oder die pure Vernachlässigung. Das Wachsenlassen liegt auch manchen Bewohnern überhaupt nicht. Etliche dieser zehn Vorgärten sind ganz oder teilweise mit Platten versiegelt. The backyards of the houses /Blick in die kleinen Hintergärten am Diemelweg Die Hintergärten sind - bis auf den Sonderfall des Eckgrundstückes - nur aus den Häusern selbst zu erreichen, denn es führt kein Weg dorthin. Dort erspäht man in der Hauptsache Rasenflächen, Wäscheleinen, zwei oder drei höhere Bäume. Sehr viel Platz ist auch hier nicht. Nach sechs Schritten ist der Hintergarten durchmessen: Aber es ist ein Ort, der trotz aller Enge den BewohnerInnen der Häuser das Gefühl vermittelt: Das ist mein Platz, den ein Außenstehender nicht ohne weiteres erreichen kann. Eine kleine Bemerkung in eigener Sache: Im August hatte ich in der Kolumne Ohne Nachrichten 15 angekündigt, dass ich mich im Internet nach ähnlichen Projekten wie kleinmexiko.de umschauen will. Ich bin bisher nicht fündig geworden. Doch die Suche selbst hat etwas in Bewegung gebracht. Gegenwärtig korrespondiere ich mit einem jungen Inder in Pune (Poona). Er hat jetzt eine liebevolle Beschreibung seiner Heimatstadt (im Vergleich zu anderen indischen Städten) in sein Internettagebuch gestellt. Nachzulesen ist es unter dem 06.12.2004 in chirayu.blogspot.com Vgl.: Alten Eichen Klein Mexiko in Bremen, gestern und heute Fundsachen (5) Fundsachen (13) English summary: This is a portrayal of my little terraced housing estate near the city centre of Bremen. The little houses were built in 1927 as a solid reception camp for homeless people. Ordinary employees and workmen with their families live in the houses today. Most of the houses are located on narrow, paved pathes. The plots of land are 77 metres square. The living space is 58 metres square. In 1927 the houses were uniform. Today the fronts of the houses have individual faces because of alterations. Some of the litte front gardens (about 12 metres square) are planted with loving care, other gardens are paved. The social structure of the inhabitants is changing: More university graduates move there. Please also read Finds (5) Finds (13) to the top/ photos <previous col. next col. > We would like to point out that we translated articles from German into English for the purpose of service. We would like to make it clear that the German translations are deciding, because the articles are directed to users who live in Germany. Wir möchten darauf hinweisen, dass wir zu Servicezwecken englische Übersetzungen vorgenommen haben. Klarstellen möchten wir, dass maßgeblich die deutsche Übersetzung ist. Grund dessen ist, dass wir uns an in Deutschland ansässige Nutzer wenden. Nächste Folge 'Alltag in Bremen': Donnerstag, den 09.12.2004 < vorige Folge nächste Folge > Archiv: Alle Folgen 'Alltag in Bremen' |
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