Ein Freund, der in einer westdeutschen Großstadt als Zeitungsbote arbeitet, erzählte mir neulich folgende Geschichte:
Wenn man als Zeitungsbote nachts unterwegs ist, trifft man ab und zu Menschen, denen man am hellen Tag nicht begegnen würde. Ich hole meine Pakete mit den Zeitungen an einem großen Kiosk ab, die Tag und Nacht geöffnet ist. An einem solchen Kiosk strandet auch mancher Mensch, dessen Leben aus dem Takt geraten ist.
Als ich neulich zu nachtschlafener Zeit meine Zeitungen sortierte und in Tasche und Anhänger packte, sah ich aus dem Augenwinkel eine große, silberfarbene Limousine heranfahren.Der Wagen hielt direkt hinter meinem Rücken. Ein junger Mann im Pullover stieg aus der Fahrertür und fragte in den Wagen hinein: 'Der Kaffee süß oder sehr süß?'
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Wenig später hörte ich aus der Richtung der Limousine eine lallende Stimme rufen: 'Hallo ... he ... hallo!' Ich hütete mich, mich umzudrehen. Es sollte mir nicht viel nützen. Nach kurzer Zeit stand neben mir ein großer Mann mittleren Alters, der einen edlen, grauen Anzug trug und mit einem Geldschein wedelte.
Wieder kam das 'Hallo ... he ... hallo, Sie!' Ich sagte dem Mann, dass ich keine Zeit habe und arbeiten müsse. Er antwortete, dass er mir Geld schenken wolle. Ich sagte ihm, dass ich sein Geld nicht wolle. Sein nächstes Argument war, dass er mir den Schein geben wolle, weil er nicht wisse, wohin mit seinem Geld. Da wurde es mir zu bunt und ich herrschte ihn an. ‚Dann stecken Sie sich Ihr Geld in den ..... !'
Das war deutlich genug. Er trollte sich und rief schließlich wutentbrannt aus dem Wagenfenster in meine Richtung: ‚Es gibt doch Leute, die sind echt krank!' Der Chauffeur kam mit dem Kaffee, der Wagen rauschte davon und ich hatte wieder meine Ruhe.
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