Vor einigen Wochen habe ich mich das erste Mal erschreckt, weil ich sehr deutlich fühlte, dass sich unsere unmittelbare natürliche Umwelt und auch unsere soziale Lage verändert hat. Der Ort des Erschreckens war unser kleiner Hintergarten.
Die Hortensie, die ich am Abend zuvor gegoßen hatte, ließ am nächsten Mittag schon wieder die Blätter hängen.
Weil es wie in den vorherigen Sommern sehr heiß war und wenig geregnet hat, mußte ich die kleinen Blumenbeete und den Rasen fast jeden Abend gießen, um die Pflanzen vor dem Vertrocknen zu bewahren.
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An einem Tag mußte ich aber zu meinem Erschrecken feststellen, dass eine Hortensie schon mittags wieder die Blätter hängen ließ, obwohl ich sie am Abend vorher ausgiebig gegossen hatte. In diesem Augenblick wurde mir auch erst recht bewußt, dass der grosse wilde Pflaumenbaum in unserem Garten schon im Sommer ungewöhnlich viele trockene Blätter abgeworfen hatte. Aber unser Pflaumenbaum hat natürlich nicht allein so auf die Trockenheit und die Hitze reagiert. Auf den schmalen Grünstreifen an den Straßen der Stadt lag oft in dicken Lagen trockenes Laub der Straßenbäume.
Aber nicht nur unsere Pflanzen sind ausgetrocknet. Ein Blick in den Garten auf unseren neuen Gartentisch hat mir deutlich gezeigt, dass meine Frau und ich finanziell über die Jahre ziemlich ausgetrocknet sind. Wir schlagen uns seit Jahren mit selbstgewählten Niedriglohnjobs und dem schmalen Erlös aus der selbständigen kreativen Arbeit durch. Wir sind seit Jahren nicht mehr in Urlaub gefahren. Dieses Jahr reichte der Inhalt des Sparschweins gerade dazu, den kleinen Gartentisch zu kaufen, an dem wir im Sommer ab und an gesessen haben, wenn wir nicht zum Job mussten.
Nebenbei: Ich glaube nicht, dass es ein universelles Menschenrecht auf Urlaubsreisen gibt.
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