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Nr. 10/2021, Bremen, den 17.5.2022, Nr. 600, 20 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung

Neues aus Klein-Mexiko: Klein-Mexiko wird reich

        
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ALLTAG IN BREMEN
FOLGE 010-22:
NEUES AUS KLEIN-MEXIKO: KLEIN-MEXIKO WIRD REICH




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Container in Klein-Mexiko

Container in Klein-Mexiko

Dieses etliche Jahre alte Foto zeigt einen großen Container, der in einer der beiden Zentralstraßen Klein-Mexikos stand. Auf der Wand, die der Straße zugewandt war, hatten die Leute, die den Container gemietet hatten, zwei Zettel angebracht. Ob der Inhalt dieser Zettel ein beweiskräftiges Dokument dafür war, dass die Menschen in der Siedlung sich in Ruhe leben und tun lassen, darüber konnte man verschiedener Meinung sein. Damit jetzt nicht wieder verschiedene Meinungen 'aufflammen', habe ich die Zettel komplett und irreversibel verpixelt. Eine nebensächliche Botschaft dieser Zettel, die damals noch eine Selbstverständlichkeit war, sei allerdings nicht verschwiegen: Die Mieter des Containers teilten der Siedlungsöffentlichkeit mit, dass sie ihr Haus in Eigenarbeit und mit Hilfe von Freunden herrichteten.

Früher war es oft so, dass Leute, die ein Haus bewohnten, irgendwann anfingen, es baulich aufzuwerten, zum Beispiel durch Ausbauen des Daches. Heutzutage deutet sich in diesem Thema eine neue Tendenz an: Die Häuser sind so teuer geworden, dass selbst Leute, die etliches an Geld zahlen können, darauf angewiesen sind, das neu gekaufte Häuschen in Eigenarbeit und mit Hilfe von Freunden zu renovieren. Immer häufiger - und das ist wirklich neu - kaufen aber auch Leute, die Zugang zu Geld oder Krediten haben oder von vorneherein nicht wenig Geld haben, in Klein Mexiko ein Haus und lassen es fast komplett von Handwerkern herrichten. Es kann vorkommen, dass die Neubesitzer, die selbst renovieren oder renovieren lassen, weniger Kontakt zu den Nachbarn haben als 'alteingesessenen' Renovierer. Eine alte und fast paradox anmutende Lebensweisheit sagt, dass Nähe Verständnis und Sympathie schaffen kann. Der besagte mangelnde Kontakt zu Nachbarn führt daher manchmal dazu, dass die stolzen Neubesitzer Dinge tun, die früher im Idealfall mit Nachbarn abgesprochen wurden.So entstehen vermeidbare, größere und kleinere Nachbarschaftskonflikte.
 
Das ist alles nicht schlimm, aber es ist ein kleiner Unterschied zu früheren Zeiten. Gottlob ist aber der Autor von den Auswirkungen solcher Veränderungen bisher verschont geblieben.

Der Autor denkt ein wenig weiter: Da die begüterten Neubewohner meistens in einem Maße über Geld verfügen, das sie vielleicht in dem Glauben lässt, sie bräuchten ihre Mitmenschen nicht sondern nur Geld, besteht auch die Gefahr, dass jeder nur noch für sich lebt, ein Zustand, der den armen Ureinwohner der Siedlung vermutlich völlig unvorstellbar war.

Der Autor dieser Zeilen hat sich schon sehr, sehr lange weitgehend aus der Nachbarschaft zurückgezogen, freilich nicht deshalb, weil er meint, er bräuchte seine Mitmenschen nicht. In den meisten Jahren, die er Klein-Mexiko wohnte, war er unter den ehrbaren Handwerkern und ebenso ehrbaren Angestellten in Staat und Wirtschaft in gewisser Weise ein Unberührbarer. Der Autor suchte sich auch wohl deshalb seine 'Mitmenschen' nur nicht an der nächsten Tür. Dabei wird es vermutlich auch bleiben, denn er ist skeptisch, ob die hellgrünen Neu-Klein-Mexikaner und die neu-klein-mexikanischen Reichen sich so viel anders verhalten werden als die ehrbaren Handwerker und ebenso ehrbaren Angestellten des alten, untergehenden Klein-Mexiko, weil sich das, was dem alten Klein-Mexiko wert und teuer war, sich vielleicht im Kern gar nicht so sehr von dem unterscheidet, was im neuen Klein-Mexiko (und nicht nur dort) hochgeschätzt wird. Und es ist bis heute schon ein wenig die Meinung des Autors (und die einer hier ungenannt bleibenden, jungen, österreichischen Schriftstellerin), dass man vor Nachbarn die Tür mit dicken Brettern und Balken vernageln sollte, wenn man glücklich mit ihnen leben will. Wenn ich an den Inhalt der beiden Zettel auf dem Container denke, kommt mir in den Sinn, dass mir mancher Nachbar sogar zustimmen könnte.

vgl. auch:

Neues aus Klein Mexiko : Klein Mexiko wird hellgrün

Sozialer Wandel in Klein Mexiko in Bremen

 
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am Freitag, den 27.5.2022

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