Dies ist ein Ausschnitt aus einem Foto, das ich Ende April mit meiner kleinen Digitalkamera aufgenommen habe, die ich jetzt immer mit mir führe. Es zeigt eine Szene an der Bushaltestelle Stader Straße/ Bismarckstraße (stadtauswärts). Festhaltenswert erschien mir die Tatsache, dass sich dort eine Gruppe von ca. zwanzig, wohl vorwiegend älteren Menschen getroffen hatte.
Sie boten einen Anblick, der für eine großstädtische Bushaltestelle ungewöhnlich ist: Normalerweise steht höchstens die Hälfte der hier versammelten Menschen an einer Bushaltestelle. Und wenn denn einmal zehn Menschen an einer Haltestelle warten, bieten sie doch ein Spiegelbild der Vereinzelung in der Großstadt. Jede/r steht für sich. Niemand redet mit jemandem anderen. Und meistens verteilen sich die Wartenden auf die gesamte Fläche der Haltestelle. So kommt es, dass selbst bei gutem Wetter auch noch einige Leute unter dem Dach des Häuschens stehen.
Hier ist es ganz anders: Die Mitglieder der Gruppe stehen eng beeinander. Das Wartehäuschen bleibt leer. Die Personen sind ganz miteinander beschäftigt: Man ist einander zugewandt, spricht miteinander. Freilich: Ob ein Außenstehender - wie auch immer - Kontakt zur Gruppe fände, steht dahin.
Ich habe nicht mehr verfolgen können, ob die Gruppe tatsächlich einen Linienbus bestiegen hat. Sehnlichst erwartet wurde er jedenfalls nicht.
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Kein Blick richtet sich in der Weise auf die Straße, dass man aus ihm die allbekannte Ungeduld hätte ablesen können. Niemand studiert den Fahrplan, der ohnehin nur sagen würde, dass der Bus in ein paar Minuten kommt.
Die Szene hat ein Gedankenspiel in meinem Kopf ausgelöst: Ich habe mir vorgestellt, dass an jeder Haltestelle eine solche Gruppe in den Bus steigen würde. In einem solchen Fall würde man die Frequenz der Fahrzeuge erhöhen müssen. Gleichzeitig würde das Busfahren womöglich attraktiver, weil die Wartezeiten kürzer würden. Ein weiterer möglicher Effekt wäre, dass weniger Privatautos (mit oft nur einer Person darin) auf der Straße wären.
Schließlich hat der Anblick dieser Gruppe eine Erinnerung wachgerufen. Wenn allzuviel Schnee lag, bin ich als Schüler gelegentlich mit dem Überlandbus von unserem Dorf in die nahelegene Kreisstadt zur Schule gefahren. Dann standen auch immer etliche Leute an der Haltestelle. Aber es war eine andere Situation als in der Großstadt. Man kannte sich, kam mit dem einen oder der anderen ins Gespräch. Selbst die Passanten, die nur an der Haltestelle vorbeigingen, grüßten und wurden gegrüßt. Und vielleicht ist es auch schon die Erinnerung, selbst gewesen, die den Impuls ausgelöst hat, diese kleine unscheinbare Szene festzuhalten und zu beschreiben.
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