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Nr. 19/2011, Bremen, den 14.10.2011, Nr. 338,   14 Jahre Jan Frey, Verlag: Danksagung

Mein alter Regenschirm geht in den Ruhestand


        
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ALLTAG IN BREMEN
FOLGE 019-11:
MEIN ALTER REGENSCHIRM GEHT IN DEN RUHESTAND



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Mein alter Schirm - im Ruhestand 
Mein alter Regenschirm - im Ruhestand

Ich muß Abschied nehmen - von meinem geliebten Regenschirm: Der Schirm war ein treuer Begleiter und ich habe ihn nie so liegenlassen, dass ich ihn am Ende nicht doch wiederbekommen hätte. Jetzt aber ist die Mechanik an mehreren Stellen so kaputt, dass ich sie nicht mehr reparieren kann.
 
Gekauft habe ich den Schirm vor etwa fünfzehn Jahren in einem bekannten Bremer Schirmgeschäft, das heute leider aus dem Stadtbild verschwunden ist. Allerdings vertreibt der Händler seine Hausmarke und Schirme anderer Hersteller weiterhin über das Internet.
 
Der Griff und Stock des Schirmes sind aus gutem, stabilem Holz, die beweglichen Teile aus lackiertem oder verchromtem Metall und das Dach aus blauem Stoff. Dieser dunkelblaue Himmel hat mich unzählige Male verlässlich vor den Unbilden des hoch darüberliegenden Himmels geschützt. Der Stock war im vermeintlichen Dschungel der vermeintlichen Großstadt ein potentieller Knüppel, der allerdings immer nur ein Quentchen Sicherheitgefühl vermittelte und nie tatsächlich zum Einsatz kam.
 
Bei längeren Fußmärschen war der Stock eine Art Schrittmacher: Seine Spitze eilte meinem Fuß im Takt voraus.
 
Eine Episode verbinde ich mit dem Schirm besonders: Als meine heutige Frau und ich noch getrennt in ziemlich weit auseinanderliegenden Wohnungen lebten, hatte ich mich nach einem Streit einmal wutentbrannt und ziemlich unvermittelt auf den Heimweg gemacht und meinen Schirm bei ihr stehen lassen. Um nun wieder an meinen Schirm zu kommen, mußte ich die Funkstille unterbrechen, die einzuhalten mir mein Zorn und mein Stolz zu gebieten schien. Also entwarf ich ein Formular, auf dem meine spätere Frau aus verschiedenen Möglichkeiten eine Variante auswählen konnte, wie sie mir den Schirm übergeben wollte. Je länger das Formular wurde, desto skurriler wurden die Varianten, die mir einfielen. Ich sandte ihr das Formular per Telefax. Um es kurz zu machen: der Schirm wurde unter gemeinsamem Lachen zurückgegeben und wir hatten wieder einmal entdeckt, dass wir einen Humor haben, der zusammenpaßt. So ist der Schirm auch ein wenig Vermittler und Ehestifter geworden. Und jetzt verstehen Sie liebe(r) LeserInnen vielleicht, warum mir der Abschied von ihm so schwer fällt und ich ihn - genauso wie meinen alten Rasierpinsel - nicht wegwerfen werde.

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Ich bitte um Verständnis. Ich bereite ein neues Heft vor, das in Kürze erscheint.


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