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Nr. 20/2015, Bremen, den 2.10.2015, Nr. 438,   13 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung

Gedanken über eine Restaurant-Werbung

        
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ALLTAG IN BREMEN
FOLGE 020-15:
GEDANKEN ÜBER EINE RESTAURANT-WERBUNG




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'ALLTAG IN BREMEN'


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Ausschnitt aus Restaurantwerbung
Ausschnitt aus Restaurantwerbung


Diese Werbung gehört zu einem Restaurant in der Stadtmitte, das damit wirbt ein 'Eventrestaurant' zu sein:
 
Ausschnitt aus Restaurantwerbung

'Event' ist auf der Werbefolie des Restaurants in wesentlich größerer Schrift als das Wort 'Restaurant' geschrieben. Zunächst wäre einmal zu klären, was das Wort 'event' im Englischen eigentlich bedeutet. Laut Langenscheidt/ Collins Großwörterbuch Englisch gibt es drei wesentliche Übersetzungen: 1. 'Ereignis', 2. 'Veranstaltung', 'Wettkampf', 3. 'Fall' (i.S. von 'Eintreten eines Ereignisses' wie 'für den Fall, dass ..') Es handelt sich hier also um ein Restaurant, in dem ein (besonderes) Ereignis oder eine Veranstaltung mit zum Essen geliefert wird. Dieser vermeintliche oder wirkliche Zusatznutzen zum Essen wird in der Werbung sogar 'größer geschrieben' als der Hauptnutzen 'Essen'.
 
Auch auf dem anderen Werbebannerausschnitt rangiert 'Japanisches Ambiente' vor 'Sushi', ja es wird rein grammatisch sogar zur Hauptsache, während das Essen fast als Beigabe daherkommt: 'Japanisches Ambiente mit Sushi und Film'. Der materielle Zusatznutzen 'Japanisches Ambiente' wird in der Werbung zu einem Hauptnutzen.
 
Die BetreiberInnen hoffen vielleicht, das japanische Ambiente möge den entscheidenden Unterschied zur Konkurrenz ausmachen. Der Restaurantbesuch wird als authentisches Gesamterlebnis angepriesen, der weit über das bloße Essen hinausgeht. Ob zum echt japanischen Ambiente auch eine Filmvorführung gehört, darüber kann man verschiedener Meinung sein.
 
Das Arrangement kommt wohl dem Wunsch vieler zeitgenössischer Menschen entgegen, nichts zu verpassen, alles aufzunehmen. Es ist in gewisser Weise die Verlängerung des Zustandes, in dem sich viele Menschen befinden, die sehr oft auf ihr Smartphone schauen und nicht selten ihre Aufmerksamkeit von der sie umgebenden, dinglichen Welt abziehen. Das trägt die Gefahr in sich, nichts mehr ganz aufzunehmen. Hier kann das heißen: Der Film lenkt vom Genuß des Essens ab. Das Essen lenkt von dem Betrachten des Films ab. Das japanische Ambiente ist ein zusätzlicher Außenreiz, der potentiell von Essen oder Film ablenkt. Der Gedanke, dass weniger mehr sein kann, ist in diesem Ambiente auf dem Rückzug.
 
Essen bei laufendem Fernseher habe ich immer als Zeichen von sozialer Verwahrlosung empfunden: Man muss sich nicht mehr anstrengen, ein Gespräch zu führen. Man kann sich unauffällig vom Mitmenschen zurückziehen. Wenn man allein ist/ isst, kann man das Gefühl des Alleinseins überbrücken, kurzum: die Vereinzelung ist auf dem Vormarsch.
 

vgl. Ein Stück Caféhaus-Kultur verloren: Aus für Heinemann

Bitte werfen Sie auch einen Blick auf Charlie Dittmeiers Bericht über Getränke-Werbung auf Motorrad-Helmen in Kambodscha. Der Bericht datiert vom 1. Oktober 2015. Der Link führt auf die letzte Notiz des Tagebuches. Bitte ggf. nach unten scrollen!
 
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Freitag, den 16.10.2015

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