Ich sagte es schon: Das eigentliche Thema dieser Website ist die Erforschung der Beschaffenheit von Wahrnehmung. In den letzten Monaten habe ich wahrgenommen, dass Armut und Sucht an immer mehr Orten in der Stadt sichtbar wird. Seit der letzten Folge zu diesem Thema ist mein Blick durch die Beschäftigung mit dem Problem geschärft worden.
|
|
Und so habe ich in den vergangenen Tagen aufmerksamer Ausschau gehalten nach Situationen, in denen das Problem sichtbar wird. Aber ich habe auch noch einmal mein Archiv nach einschlägigen Aufnahmen durchsucht.
|
Müll(?)sammler im Steintor, Mai 2016
|
Dies ist eine Szene, die ich eigentlich bisher mit den Metropolen Südostasiens oder Afrikas verbinde: Ein Mann schiebt einen Einkaufswagen durch die Vorstadt, der mit Plastiktüten, Pappe und vielleicht auch Pfandflaschen beladen ist.
|
|
Ich habe den Mann gefragt, ob er seinen Hausstand vor sich herschiebe. Er sagte mir darauf, dass er schon noch eine Wohnung habe. Was er mit dem Inhalt des Einkaufswagens macht, konnte ich nicht herausfinden.
|
Bettler in der Bahnhofsvorstadt, Mai 2016
|
Diese Szene ist in zweifacher Hinsicht neuartig: An dieser Stelle habe ich bisher noch nie einen (obdachlosen?) Bettler gesehen.
|
|
Und erst recht habe ich bisher dort keinen Bettler gesehen, der sich mit seinem Smartphone beschäftigt.
|
Schlafstelle unter freiem Himmel, Vor dem Steintor, Februar 2015
|
Diese extreme Form des 'Platte-Machens', die mir im Februar 2015 im Steintor aufgefallen ist, hat sich nicht 'durchgesetzt'. Die Matratze und ihr Bewohner waren nach nicht allzu langer Zeit wieder verschwunden. Ähnlich ist es einem anderen Menschen (oder war es auch der Matrazenbewohner?) ergangen.
|
|
Er hatte im Eingangsbereich eines nicht weit entfernten, geschlossenen Supermarktes sein Lager auf geschlagen. Der Eingangsbereich wurde einfach versiegelt. Zeitpunkt der Versiegelung war etwa Anfang März.
|
Bettler in der Innenstadt, Februar 2014
|
Dieses Bild dokumentiert den Beginn einer Entwicklung, die bis heute anhält. Der Bettler, der hier einem Besucher einer Postfiliale einen Becher entgegenstreckt, vereint einige Merkmale, die etliche Bettler aufweisen. Er untermauerte seine Bedürftigkeit mit einer Krücke, die er demonstrativ platziert. Er gab ein klägliches 'Biiitte' von sich, wenn man sich ihm und seinem Becher näherte. Ein Gespräch mit ihm war aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht möglich. Er belegte ein paar Tage einen Platz und war dann wieder verschwunden, um nach Wochen wieder oder gar nicht mehr aufzutauchen.
|
|
Dass in dem hier dokumentierten Fall die Krücke 'Geschäftsausstattung' war, wurde mir klar, als ich sah, dass dieser Bettler die Krücke einfach unter den Arm klemmte, als er 'nach getaner Arbeit' geraden Ganges mit einem Verwandten oder Bekannten zur Straßenbahn strebte.
vgl.
Bettler mit Krücke 1
Bettler mit Krücke 2
Film über Roma als BettlerInnen in Deutschland
|
Bettlerin im Steintor, Mai 2015
|
Dass an dieser trostlosen Stelle im Steintor jemand sitzt und bettelt, ist ebenfalls eine neuere Erscheinung. Diese alte Frau hatte sich sehr unzureichend gegen Regen und Kälte geschützt.
|
|
Über ihren Füßen lag eine Platiktüte. Die Beine waren mit einer zu kurzen Decke geschützt, die sich beim nächsten Regenguss vollgesogen hätte.
|
Fotonotizblock: Botschaften vom Rande (1)
Fotonotizblock: Botschaften vom Rande (2)
Tagebuch: Armut in Bremen (1)
Tagebuch: Armut in Bremen (2)
Mehr!! (1)
Mehr!! (2)
Mehr!! (3)
Mehr!! (4)
Mehr!! (5)
Mehr!! (6)
Mehr!! (7)
Mehr!! (8)
Mehr!! (9)
Mehr!! (11)
Mehr!! (12)
Mehr!! (13)
Bitte werfen Sie auch einen Blick auf Charlie Dittmeiers Artikel aus dem Jahr 2010 über alte Frau , die er in Phom Penh am Straßenrand gesehen hat.
Der Bericht datiert vom 6. Februar 2010. Der Link führt auf die letzte Notiz des Tagebuches. Bitte nach unten scrollen!
|
|
Nächste Folge 'Alltag in Bremen'
Freitag, den 10.6.2016
< vorige Folge nächste Folge >
Archiv: Alle Folgen 'Alltag in Bremen'
|