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Folge 34a/2002, Bremen, den 12.06.2002               Immer noch sehenswert: 'Linie 1'
        
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10.06.2002

5:10
Ich stehe an der Straßenbahn-Haltestelle Bei den drei Pfählen und warte auf eine Bahn ins Viertel. Ich will mir ansehen, wie das Leben dort morgens erwacht. Andere Menschen sind schon lange auf den Beinen. In der Straßenbahn, die in Richtung Sebaldsbrück fährt, sind - für mich überraschend - viele Fahrgäste. Ich nehme an, dass ein großer Teil von ihnen in die Gewerbegebiete im Bremer Osten fahren, insbesondere zu Daimler-Chrysler.

5:20
Ich bin im Viertel angekommen. Ich will einen türkischen Imbiss fotografieren, der geöffnet ist. Ein Mann mittleren Alters kommt heraus und fragt mich mißtrauisch, warum ich fotografieren wolle. Ich erkläre es ihm. Ich finde Gelegenheit, erkennen zu lassen, dass ich mich in der Geschichte der türkischen Kaufleute im Viertel ein wenig auskenne und lasse ein paar Namen fallen. Wir kommen ins Gespräch. Plötzlich schwindet für einen Augenblick alles Mißtrauen und alles Harte aus dem Gesicht meines Gegenübers. Es wird freundlich und zugewandt. Der Mann gibt mir seine Visitenkarte, die ihn als Inhaber der Imbisses ausweist.



5:30
Ich gehe durch die Straße 'Vor dem Steintor' in Richtung Sielwall-Kreuzung. Ich entdecke weitere Gaststätten, die geöffnet sind, die Tag- und Nachtgaststätte 'Zum Haltepunkt' und die 'Steintor-Schänke'.



Kein Auto ist auf der Straße zu sehen, nur vereinzelt Fußgänger.

 


5:35
In einer Bäckerei an der Kreuzung bereitet eine Verkäuferin den Laden vor. Als ich mich gerade mühsam mit der Frau durch die Scheibe darüber verständige, ob ich ein Foto machen kann, werde ich agressiv von der Seite angesprochen: 'Du hast doch einen an der Waffel, Reportage machen, du bist doch völlig bekloppt!' Neben mir steht ein ziemlich betrunkener, großer Mann in gepflegter Kleidung. Ich gebe ihm aus vollstem Herzen recht: 'Natürlich bin ich verrückt, aber das weiß ich schon, das müssen Sie mir nicht noch erklären.' Der Mann wiederholt seine Behauptung in noch verächtlicherem Ton und ich wiederhole, während ich meine Kamera einstelle, meine Erklärung. Plötzlich kippt das Gespräch. Der Mann wird weinerlich: 'Ich war bei der Polizei. Ich war (...... er nennt seinen ehemaligen Rang). Dann habe ich einen angeschossen und bin suspendiert worden. Drei Ehen habe ich kaputtgemacht.' Ich frage ihn, ob er in Bremen bei der Polizei gewesen sei. Er weicht aus und trollt sich.



5:45
Auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung steht Sperrmüll, unter anderem zwei Sofas und ein kleiner Tisch. Dort haben es sich ein paar Leute aus der sogenannten Szene bei Bier und Zigaretten gemütlich gemacht. Sie diskutieren in entspannter Atmosphäre sehr eifrig über irgendwelche Themen.


>> Teil 2

vgl.:

Ein Morgenspaziergang

Viertel vor acht (1)

Viertel vor acht (2)

Neues aus dem Viertel (1)

Neues aus dem Viertel (2): Von Armut und Bettelei

Neues aus dem Viertel (3): Von Armut und Bettelei

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