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Nr. 2/2021, Bremen, den 22.1.2021, Nr. 566,   18 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung

Neues aus dem Viertel (1)
Von Nachtschwärmerei und Hunger

        
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ALLTAG IN BREMEN
FOLGE 002-21:
NEUES AUS DEM VIERTEL (1): VON NACHT-SCHWÄRMEREI UND HUNGER




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Ich sagte es schon: Das eigentliche Thema dieser Website ist die Erforschung der Beschaffenheit von Wahrnehmung. Eine Stellgröße bei Erforschung der Wahrnehmung ist neben dem Raum natürlich die Zeit.

  Wenn sich innerhalb kurzer Zeit etwa in einem Quartier sehr viel ändert, ist der wahrnehmende Beobachter aufgerufen, seine Chronisten-Pflicht zu erfüllen, auch wenn es schwerfällt.


Symbolbild: Altes Friseurladen-Schild
Symbolbild: Altes Friseurladen-Schild

Mir ist jetzt aufgefallen, dass sich im sogenannten Viertel die Zahl der Friseurläden stark erhöht hat. Auf einem Kilometer Hauptstraße zählte ich plötzlich etwa ein Dutzend Friseurgeschäfte, während es vorher die Hälfte oder sogar nur ein Drittel davon waren. Das bedeutet also, dass etwa alle achtzig Meter ein(e) Friseur(in) auf Kundschaft wartet. Möglich, dass es jetzt unvermittelt Mode geworden ist, sich alle paar Tage die Haare schneiden zu lassen. Aber halt: Das kann nicht sein, denn Haare, die geschnitten werden, müssen auch erst einmal ein wenig nachwachsen, um erneut geschnitten zu werden. Aber vielleicht ist es auch so, dass die jungen Leute jeden Freitagnachmittag ihre Haare neu richten lassen wollen, bevor sie 'auf die Partypiste' ausschwärmen. Aber ehrlich gesagt: Ich bin ratlos. Zum Zeitpunkt, da ich diesen Text verfasse, sind übrigens wegen der bekannten Seuchenschutz-Bestimmungen alle Friseurgeschäfte geschlossen.

 
Und es zeichnet sich schon der nächste Boom ab: Etliche Geschäfte, die – aus welchen Gründen auch immer – aufgegeben wurden, sind jetzt Kiosken gewichen. Kioske sind aus meiner Sicht Läden, die den schnellen, kleinen Einkauf möglich machen. Vielleicht bezahlt man dort etwas mehr, aber man muss nicht Schlange stehen oder den vielleicht etwas weiteren Weg zum nächsten Supermarkt antreten. Ein Grund, einen Kiosk aufzusuchen, ist in den letzen Jahren mehr und mehr entfallen: die eingeschränkten Ladenöffnungszeiten, denn die großen Lebensmittelmärkte sind inzwischen bis in den späten Abend hinein geöffnet. Aber es mag sein, dass die NachtschwärmerInnen im Viertel es einfach lästig finden, sich zu später Stunde im Supermarkt anzustellen, wenn doch der Kiosk den schnellen Einkauf verspricht.

Straßenabschnitt im 'Viertel' mit Verpackungsmüll auf dem Gehsteig
Straßenabschnitt im 'Viertel' mit Verpackungsmüll auf dem Gehsteig

Auch dieses Foto erzählt von NachtschwärmerInnen. Ich habe an einem Samstagmorgen im August 2020 kurz nach 7:00 Uhr aufgenommen. In dem dargestellten Straßenabschnitt befinden sich – wie auch in anderen Straßenabschnitten des Viertels – etliche gastronomische Betriebe, auch solche, die auch durch eine Fensteröffnung hungrige NachtschwärmerInnen mit Imbissen versorgen.

 
Die SchwärmerInnen sind längst abgeschwärmt. Ihre Essensverpackungen haben sie einfach auf den Boden geworfen und liegenlassen. Einfach auf den Boden geworfen und liegengelassen wurde auch ein Elektroroller, mit dem vielleicht ein(e) PartygängerIn von Location zu Location geflitzt ist.

Stelltafel im Eingang eines Bäckerladens im 'Viertel'
Stelltafel im Eingang eines Bäckerladens im 'Viertel'

Aber es werden im Viertel auch noch Dinge angeboten, die manche Menschen lebensnotwendig brauchen, zum Beispiel Brot, das sie aufgrund ihrer Armut kaum kaufen können. In diesem Sinne hat mich diese Stelltafel im Eingang eines Bäckerladens positiv überrascht.   Ich gestehe, dass ich ein solches Angebot bisher an keiner anderen Stelle weder in Bremen noch in einem anderen Ort gesehen habe. Nebenbei: Hier werden die Bedürftigen gebeten, eine Tüte für ihr Brot mitzubringen. Diese Tüte werden sie garantiert nicht vor der Tür des Ladens 'entsorgen'.



Vgl. auch:

Viertel vor acht (1)

Viertel vor acht (2)

Viertel vor sechs (1)

Viertel vor sechs (2)

Ein Morgenspaziergang

Neues aus dem Viertel (2): Von Armut und Bettelei

Neues aus dem Viertel (3): Von Armut und Bettelei



 
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Freitag, den 5.2.2021


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