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Folge 10/2005, Bremen, den 10.04.2005 (Nr. 184)  3 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung
English summary

Begegnungen (3)

Encounters (3); English summary 

        
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O si tacuisses, philosophus manisses.
vermutl. Boetius ( 473 -525 n. Chr.) Anmerkung

Ich fahre vormittags mit dem Rad in die City. Ich habe dort unter anderem einen Brief abzugeben. Meine Freundin kündigt ihren Vertrag mit ihrer bisherigen Telefongesellschaft.
 
Als die junge Frau im Geschäft den Brief in Empfang nimmt, fragt sie mich nach den Gründen für die Kündigung. Ich stehe nicht an, die Motive meiner Freundin zu erklären. Somit sage ich: Da müssen Sie die Dame fragen.'
 
Nun eröffnet sie mir, ohne mit der Wimper zu zucken, dass die Gesellschaft gerade heute die Kündigungsfrist um eine Woche verlängert habe. Deshalb könne der Vertrag erst mit Wirkung zu dann und dann gekündigt werden.Es folgt kein Wort des Bedauerns, kein diplomatischer Versuch, den zu erwartenden Ärger des Kunden aufzufangen.
 
Als ich gehe, flötet sie mir hinterher: 'Einen schönen Tag noch!' Ich empfinde das als Hohn und meiner Seele und meinem Mund entfleucht ein grober Fluch.
 
Nachdem ich meine Besorgungen erledigt habe, fahre ich durch ein Kleingartengebiet wieder in Richtung Klein Mexiko. An einem Weg hat ein kleiner Junge im Vorschulalter einen kleinen Flohmarktstand auf gebaut. Er verkauft unter anderem Bücher, Comichefte und Teelichter.
 

 
A little boy sold me a tea warmer candle at a flea market stall./ Am Flohmarktstand eines kleinen Jungen habe ich ein Teelicht gekauft.
 
Ich bleibe an seinem kleinen Geschäft stehen. Ich nehme ein Buch in die Hand, dann ein Comicheft. Der Junge sagt: 'Das sind Sachen für Menschen.' Als ich ein Teelicht anfasse, sagt er: 'Das ist auch für Menschen.' Ich frage ihn, was er damit meint. Er antwortet: 'Das Feuer ist nichts für Kinder. Du kannst damit auch Party feiern.'
 
Am Nachmittag mache ich mich auf den Weg, um Sachen aus der alten Wohnung meiner Freundin zu holen. Nun ist Autofahren nicht meine Stärke. Ich besitze auch gar keines. Ich könnte mir auch gar keines leisten. Also fahre ich Rad, bescheiden, gesund und naturfreundlich.
 

 
I have connected a trailer to my bicycle. The capacity of the trailer is 180 litre./ I habe mir einen geschlossenen Kasten von 180 Liter Rauminhalt für meinen Fahrradanhänger gebaut.
 
Ich habe einen schönen Anhänger. Als Kasten kann man eine 90-Liter-Mörtelwanne verwenden.
 
Ich habe zwei dieser Wannen mit einem Scharnier verbunden. So nenne ich jetzt einen regengeschützen 180-Liter-Kofferraum ohne Auto drumherum mein eigen. Und das Auto drumherum ist ja bekanntlich das (in jeder Hinsicht) Teure am Kofferraum.
 
Mein Viertel, Klein Mexiko, ist in einer Zeit geplant und gebaut worden, als 'kleine Leute' normalerweise noch kein Auto besaßen. Wenn auf den beiden Seiten der schmaleren Zentralstraßen Autos parken würde, wäre Verkehr auf diesen Straßen nur noch erschwert oder gar nicht möglich.
 
'Meine' Straße in Klein Mexiko, der Diemelweg, ist lediglich ein sogenannter Gartengang. Er ist an beiden Eingängen mit einem Poller für Autos gesperrt. Das ist auch bitter nötig. Die angrenzenden Straße sind abends völlig zugeparkt. Und wenn es möglich wäre, würden die Leute ihre Autos noch in die Gartengänge hineinfahren.
 
Unter den gegebenen Umständen ist eine Ausfahrt des Diemelwegs fast immer mit parkenden Autos verstellt. Und das ist gerade die Ausfahrt auf der Seite, die ich am meisten nutze.
 
 

 
The streets and pathes in my little quarter are narrow. There is only room to park on one kerb./ Die schmalen Straßen in Klein Mexiko sind nicht als Parkraum geplant worden.
 
Da ist es bei Tag und Nacht schon ein elendes Gezirkel, bis ich mit Fahrrad und Anhänger den Poller umfahren und wenigstens den Fußweg der angrenzenden Lippestraße erreicht habe. Oft muß ich dann noch eine ganze Weile mit dem langen Gefährt den schmalen Fußweg entlang schieben, bis ich eine Lücke zwischen zwei Autos entdecke. Durch diese Lücke zirkele ich das Gespann dann bis auf die Straße.
 
Als nun mühsam mein Gespann rangiere, entringt sich meiner Seele ein Stoßseufzer. Zwei mir unbekannte Männer mittleren Alters fangen ihn auf. Der eine quittiert ihn mit der Bemerkung: 'Und dann zerkratzt du noch die Autos.'
 
Ich habe heute schon gelernt zu schweigen.
(wird fortgesetzt)

Anmerkung
Hättest Du geschwiegen, wärest Du Philosoph geblieben.
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vgl. auch:
 
Begegnungen 1
 
Begegnungen 2
 
Begegnungen 4
 
Begegnungen 5
 
Klein Mexiko - ohne Autos
 
Werkzeuge 5

Lieferfahrräder auf dem Vormarsch?

 
English summary:
Keep quiet and people will think you are a philosopher.
 
Boetius, c.475–525, Roman philosopher

In the morning I went to town by bicycle. I had to deliver a letter. My girlfriend canceled the contract with her telephone company.
 
The young woman at the office asked me why my girlfriend wanted to cancel the contract. But I couldn't exactly tell her the reasons . Then she disclosed me without flinching, that today the company had extended the period of notice by a week. She didn't say 'we regret having to do that.' or something else.
 
When I left the office, she said in a honeyed voice. 'Have a nice day.' I gave up my good manners and swore.
 
After having done my errands I went home through allotments. A little boy sold books, comics and candles by the wayside. I bought a tea warmer candle. The boy said: 'That's only for people!' I asked him 'How do you mean? Aren't children people?' He answered: ' Children are ot allowed to make light. Only people are allowed to do that.'
 
Our house is in a quarter, which was designed and built as a solid reception camp for homeless people eighty years ago. At that time the tenants of the little houses didn't drive cars. The streets and pathes are narrow. There is only room to park on one kerb. The pathes are closed to all traffic.
 
In the afternoon I went to the former flat of my girl friend by bicycle. I wanted to transport some things to our house. I connected a trailer to my bicycle. The capacity of the trailer is 180 litre. So I have a roomy boot. But I don't have to pay the costs of a car, neither the financial costs nor the social and ecological costs.
 
Most of the houses are located on narrow, paved pathes. That afternoon the exit of our path was once again blocked with parked cars. Before I could come out of the path, I had to manoeuvre my bicycle and my trailer into the street. It was very hard. I sighed. A man, who is nearby; said to me: 'You will make scratches on the paintwork of the cars.'
 
I learned to say nothing.
 
Encounters 5

Encounters 4

Encounters 2  (English summary)

Encounters 1  (English summary)

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