Gelegentlich trifft der Autor dieser Zeilen AltersgenossInnen in der Heimat oder anderswo. Bisher war niemand dabei, der oder die auch nur nebenberuflich AutorIn und FotografIn geworden wäre. Die Leute haben gängige handwerkliche oder kaufmännische Berufe ausgeübt. Die Mitschüler vom (Jungen)Gymnasium, die der Autor getroffen hat, übten durchgehend akademisch grundierte Berufe aus wie Ärzte, Rechtsanwälte, Pastoren oder Angestellte im Managementbereich. Ein gewerbliches Unternehmen – gar im künstlerischen Bereich – wie etwa einen Verlag führte keine(r). Mit Blick auf Existenz des Autors fiel dann oft auch der Satz vom geraden Weg, den man im Gegensatz zu ihm eingeschlagen habe. Damit war in der Hauptsache wohl gemeint, dass die Leute ohne Umwege ein berufliches Ziel erreicht hatten. Derartige Wege sind ja meistens von Staat und Gesellschaft weitgehend vorgezeichnet. Sie sind nicht schmal, jede/r kann sich doch aus der Vielzahl der möglichen Spuren auf diesem Weg eine passende aussuchen. Der eine wird Dachdeckermeister, die andere Fachärztin für Geburtshilfe.
Diese Art, einen beruflichen Weg beschritten zu haben, kann der Autor in der Tat nicht für sich in Anspruch nehmen. Bei ihm war nur früh klar, dass er über eine gute Beoachtungsgabe und ein ausgebildetes sprachliches und grafisches Ausdrucksvermögen verfügte. Bis er freilich Autor und Fotograf wurde, legte er ein paar Zwischenschritte ein. Im Zentrum seines Studiums stand Sprache und Gesellschaft. Seine anschließende Berufsausbildung befähigte ihn, entsprechende Inhalte zu vermitteln. In dem Beruf hat er nur wenige Monate gearbeitet. Er sah, die Gesellschaft bietet ihm dort keine Perspektive. Um zu überleben, hat er sich umorientiert und Erfahrungen in Unternehmen gesammelt. Schließlich ergab sich die Möglichkeit, Informatik- und Betriebswirtschaftskenntnisse auf hohem Niveau zu erwerben. Nach Abschluß dieser Ausbildung fand er schnell eine Stelle als Programmierer.
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Bereits in der Zeit, als er diese Stelle ausfüllte, begann er auf Hobbyebene mit dem, was später sein Verlag werden sollte. Der Ausgangspunkt der Verlagsgründung war vielleicht etwas anders beschaffen als der Startpunkt bei den vorher genannten Berufen seiner AltersgenossInnen: Am Anfang stand die von beruflicher Praxis weit entfernte Frage, wie der Autor sein Talent, seine Umwelt wahrzunehmen, diese Wahrnehmung festzuhalten und anderen auch mitteilen zu können, in einen Beruf umsetzen könnte. Ein solches sehr persönliches Vorhaben mit Hilfe eines kleinen Unternehmens zu verwirklichen, war ein Weg, für den es wenig eingefahrene Spuren und auch keine vorgefertigten Pläne und Landkarten gab.
Der Weg, den der Autor dieser Zeilen beschritten hat, wird natürlich auch von staatlichen und gesellschaftlichen Regeln bestimmt. Der Autor mußte aber vor allem versuchen, möglichst 'nahe an sich selbst' zu bleiben, um die eigene Wahrnehmung nicht verleugnen zu müssen. Und damit gab es plötzlich einen Kompass und – an seiner Persönlichkeit gemessen – durchaus eine Art von geradem Weg.
Erstaunt mußte er schon bald feststellen, dass er auf allen Stationen seines beruflichen Lebens, die er vorher durchlaufen hatte, Rüstzeug für seine gewagte Verlagsgründung hatte mitnehmen können: In seiner ersten Berufsausbildung hatte er viel über Sprache und Gesellschaft gelernt. Auch die Vermittlung dieser Kenntnisse an Dritte kam nicht zu kurz. Später hatte er gelernt, sich in schwierigen Zeiten mit Jobs durchzuschlagen. Schließlich erwarb er sich Wissen daüber, wie man ein Unternehmen wirtschaftlich führt. Auch gründliche Kenntnisse in vielen Bereiche der Datenverarbeitung konnte er sich aneignen. Kurz: Er hatte sich auf einem langen Weg das Rüstzeug für sein Abenteuer einpacken können. Kein vermeintlicher Umweg war sinnlos gewesen.
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