Ein erklärtes Ziel dieser Website ist es, die Großstadtwelt aus verschiedenen Blickwinkeln zunächst einmal festzuhalten, fotografisch und beschreibend dokumentarisch. Das obige Foto, ein Versuch eines Selbstporträts mit Hilfe einer Schaufensterscheibe, zeigt schon die Abgründe, die sich auf dem Weg zum Ziel auftun. Es gibt Reflexe, Spiegelungen auf verschiedenen Ebenen: Das Bild wird verwirrend.
Verwirrt ist auch der Autor, wenn er sich die eine oder andere eigene Aufnahme anschaut. Es fällt ihm nicht selten viel ein, was in seinem Kopf das Bild oder Teile davon vor dem Hintergrund seiner Erinnerungen in einem 'Licht' erscheinen läßt, das aus der bloßen Aufnahme nicht leuchtet. Oft sind diese Einfälle erst einmal Fragen.
Eine Manie des Autors ist es, zu dokumentieren, wie Außenwerbung wirkt und sich im Laufe der Zeit wandelt: Die Litfaßsäule und die einfache Plakattafel haben Konkurrenz bekommen, die technisch raffinierter ist: Die Litfaßsäule mit ihrem statischen Angebot wird teilweise verdrängt durch drehbare, beleuchtete und in verschiedene Segmente aufgeteilte Säulen. Statt einfacher Plakattafeln gibt es jetzt schon häufiger Bildschirme verschiedener Größe, auf denen abwechselnd Bilddateien und kleine, bewegte Sequenzen verschiedener Werbekunden angezeigt werden. Plakatkleber-Kolonnen sind bei dieser Technik überflüssig. Bei morgendlichen Streifzügen durch die Stadt hat der Autor manchmal solche Plakatkleber getroffen und auch angesprochen. Er meint sich zu erinnern, dass er bei etlichen dieser Früharbeiter Schwierigkeiten hatte, sich auf Deutsch mit ihnen zu verständigen.
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Ein anderes Thema, das den Autor in letzter Zeit ziemlich beschäftigt hat, war die Frage, wie Einwanderung im Stadtbild sichtbar wird. Ihm sind zunächst die doch zahlreichen Geschäftseröffnungen gerade im Steintor-Viertel aufgefallen, die aufgrund des Warenangebotes oder der Firmennamen auf migrantischen Hintergrund schließen ließen. Da die Ladenmieten in dem Bezirk ziemlich hoch sind, hat er sich gefragt, wie die GründerInnen die 'Anschubfinanzierung' bewältigen mögen. Er nimmt an, dass bei diesem Problem der Familienzusammenhalt eher hilfreich ist als Bankkredite.
Auf den ersten Blick weniger sichtbar ist die Eingliederung von EinwanderInnen, denen es nicht möglich ist, sich selbständig zu machen. Da ist der Autor auf Beobachtungen angewiesen, die sich nur schwer diskret dokumentieren und letztlich auch fast nicht auf ihren 'Wahrheitsgehalt' überprüfen lassen. Sicher ist aber, dass er EinwanderInnen in einfachen Jobs kennengelernt hat, die nur wenig Deutsch sprachen. Irgendwann hat er sich gefragt, ob diesen Leuten wohl in allen Fällen arbeitsrechtliche und lohnbezogene Gerechtigkeit widerfährt. Kaum hatte er sich die Frage gestellt, da fiel ihm in der Straßenbahn ein kleiner Flyer in die Hände, in dem eine Bremer Beratungsstelle Geflüchteten Beratung bei Themen wie Lohn, Kündigung, Urlaub, Zeitarbeit und Arbeitsvertrag anbot. Also ist dafür offensichtlich Bedarf da. Und Fragen sind angebracht.
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