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Nr. 18/2013, Bremen, den 6.9.2013, Nr. 384,   11 Jahre kleinmexiko.de: Danksagung

Aus dem Redaktionsstübchen (2)


        
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Plakat mit jungem Hausarzt


Lassen Sie mich durch, ich bin Schriftsteller!!

Dieses Plakat hat mich, naja, sagen wir, 'angeregt'. Deshalb seien ihm zunächst ein paar nüchterne Worte gewidmet. Es zeigt einen jungen Mann, der sich mit den Worten 'Ich bin Hausarzt.' vorstellt. Seinen Namen erfahren wir weiter unten am Ende des zentralen Textblockes auch. Bis zu diesem Ende teilt er uns auf sieben weiteren Zeilen die sieben Berufe mit, die er neben seiner eigentlichen Kunst noch auszuüben meint. Die sieben Zeilen beginnen mit einem 'Und' und enden mit einem Punkt. Das heißt aber nicht, dass diese Zeilen vollständige Sätze enthalten. Sie enthalten kein Subjekt und kein Prädikat, sondern nur die stakkatohaft wiederholte Konjunktion 'und' und das Prädikatsnomen. Betont sind also eine Reihung von Aussagen über das Subjekt und die Behauptungen über die Eigenschaften des Subjekts, nämlich seine zahlreichen Berufe. Das Subjekt 'ich', das die genannten Berufe einer konkreten Person, nämlich dem sprechenden 'Ich', zuordnen würde, fehlt. Ebenso fehlt das Prädikat 'bin', das die Tatsache hervorheben würde, dass das 'Ich' diese Eigenschaften, nämlich die genannten Berufe, wirklich annimmt.
 
Obwohl die Sätze unvollständig sind, werden sie mit einem Punkt beendet. Dieser Punkt betont die Nennung des Berufes noch einmal vom Ende des Satzes her, wie es das wiederholte, großgeschriebene 'und' vom Anfang her tut. Der Textblock stellt die wirtschaftlichen Gesichtspunkte einer Hausarzt-Existenz in den Mittelpunkt, von der ärztlichen Kunst selbst, aber auch vom notwendigen Vertrauensverhältnis zwischen PatientIn und Arzt, ist nicht die Rede.
 
Als ich dieses Plakat sah, fiel mir sofort etwas ein, was ein alter Freund einmal über meine Autoren- und Selbstverleger-Existenz gesagt hat: 'Du machst alleine das, wofür andere ganze Stäbe haben.' Ich bin diesem Freund heute noch dankbar für diese Aufklärung über mich selbst. Dankbar bin ich auch der Frankfurter Rundschau und dem Literaturnobelpreisträger Mo Yan. Die Zeitung überlieferte nämlich in ihrer Ausgabe vom 10. Juli 2009 die folgende Aussage des chinesischen Dichters: 'Schriftsteller sind die Ärzte der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, ihre Krankheiten zu finden, auch die der Regierung.'

Aus dem Redaktionsstübchen (1)

Aus dem Redaktionsstübchen (3)

Aus dem Redaktionsstübchen (4)

Aus dem Redaktionsstübchen (5)

Aus dem Redaktionsstübchen (6)

Aus dem Redaktionsstübchen (7)

Aus dem Redaktionsstübchen (8)

Aus dem Redaktionsstübchen (9)

Aus dem Redaktionsstübchen (10)

Aus dem Redaktionsstübchen (11)

Aus dem Redaktionsstübchen (12)

Aus dem Redaktionsstübchen (13)


Befunde (ganz, ganz kleine Auswahl):

Der Bettler vor dem Supermarkt

Grenzverschiebungen: arm und reich

Die Zeile

Plätze (10a)

Grenzen zwischen 'Betuchten' und 'Gemeinen'

 
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Freitag, den 20.9.2013

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